Trennung mit Kindern

Trennung mit Kindern und das liebe Umfeld

149: Trennungsserie Teil 4: Scheidungskinder und Ängste

Warum bleiben Paare in einer Beziehung, die unglücklich ist? Oder in einer Beziehung, die diese Bezeichnung längst nicht mehr verdient hat? In vielen WGs geht es liebevoller und herzlicher zu, als in mancher Partnerschaft.

Warum zögert man eine Trennung ewig hinaus, obwohl es allen Beteiligten nicht gut geht? Die Antwort ist ziemlich einfach, denn es gibt nur einen einzigen Grund: Angst. Und das nicht zu knapp.

Vor allem geht es um die Angst, wie es den Kindern mit einer Trennung geht, den Partner/die Partnerin zu verletzen, oder wie das Umfeld reagiert. Und um ganz pragmatische Dinge wie Wohnsituation und Finanzen. Um einige dieser Ängste kümmern wir uns jetzt in diesem Beitrag, der für dich ist, wenn du VOR einer Trennung stehst und dich nicht traust, oder dich bereits getrennt hast und mit den Konsequenzen kämpfst.

Das kann ich meinen Kindern nicht antun!

Wann immer ich mit Menschen arbeite, die Kinder haben und in einem tiefen Beziehungsschlamassel stecken, kommt bei dem Gedanken an eine Trennung IMMER die Sorge aufs Tapet, den Kindern keine Trennung zumuten zu wollen.

Eltern wollen die „heile Familie“ erhalten. Die oft alles andere als heile ist, sondern eine riesige Illusion oder nur noch eine verblasste Erinnerung an vormals bessere Zeiten. Und die unsterbliche Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird.

Viele übersehen dabei, dass sie Kindern bereits mit dem Schauspiel etwas antun und ihnen ein Beziehungsvorbild vorleben, was sie sich für ihre Kinder nicht wünschen würden. Das Problem hierbei: Kinder tun später nicht das, was die Eltern VORGEBEN zu leben, sondern das, was sie WIRKLICH leben.

Kinder geraten selten nach anderen Leuten

Unter einem Instagram-Post hat kürzlich ein Papa kommentiert, dass er nach der Trennung ein viel besseres Verhältnis zu seinen Kindern hat, weil er jetzt einfach ER SELBST sein kann und damit viel entspannter mit seinen Kids umgeht.

In der Beratung hatte ich schon einige Väter und Mütter, die ähnliches berichteten. Zwar war die Trennung zunächst schmerzhaft und manche Kinder zeigten Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. schulisch abzufallen.

Doch sobald die Veränderung fertig ist und die Erwachsenen gut und entspannt als Eltern miteinander umgehen, gewöhnen sich Kinder sehr viel schneller an ein neues Leben, als die Großen und sind wieder fröhlich und glücklich.

Manche meiner erwachsenen Kunden hätten sich gewünscht, dass sich ihre Eltern getrennt hätten, weil sie viele Jahre später mit den Mustern kämpfen und sich dieselben Situationen exakt wiederholen, die ihre Eltern nicht gerade gut gemeistert haben.

Haben alle Scheidungskinder einen an der Waffel?

Früher wurde eine Scheidung für fast alle Probleme verantwortlich gemacht, die Kinder so haben können. Drogenmissbrauch, Komasaufen, psychische Probleme, Schwierigkeiten in der Schule, usw… Der Begriff Scheidungskind ist bis heute negativ behaftet.

Es gibt in der Kriminalforschung die „Broken Home Theorie“, die besagt, dass straffällige Jugendliche aus gestörten oder unvollständigen Familien stammen. Die Forschung weiß mittlerweile, dass sich die Unvollständigkeit NICHT kriminalitäts fördernd auswirkt, sondern defizitäre soziale Bedingungen. Hierzu zählen emotionale Gleichgültigkeit und/oder Gewalterfahrungen.

Stressbelastung durch Beziehungsprobleme

Ich erlebe, dass sich die Stressbelastung einer unglücklichen Beziehung negativ auf die Partner und somit negativ auf die Kinder auswirkt. Bis hin zu körperlicher Gewalt gegen die Partnerin oder die Kinder, die durch eine Hilflosigkeit eines Elternteils ausgelöst wird.
Irrigerweise glauben viele steif und fest, dass eine Trennung schlimmer für die Kinder wäre, als das Festhalten an der dysfunktionalen Beziehung. Und nennen das dann heile Familie! Die emotionalen Defizite der Eltern fördern die psychischen Schäden der Kinder. Eine Scheidung tut das nicht!

Wie überstehen Kinder eine Trennung unbeschadet?

Je erwachsener und gelassener Eltern mit sich selbst, dem Partner/der Partnerin umgehen, je bewusster eine Beziehung oder eine Trennung gelebt werden, desto weniger Schaden nehmen die Kinder.

Kinder leiden nicht an einer Trennung an sich, sondern unter den Folgen. Die Scheidungsforschung unterscheidet zwischen direkten Folgen, wie:

  • Konflikte der Eltern
  • Verlust eines Elternteils
  • Die psychische Verfassung der Elternteile
  • Ein ökonomischer Abstieg

und den indirekten Folgen, wie:

  • Umzug
  • Verlust des Umfeldes (Freunde, Verwandtschaft)
  • Gründung einer Zweitfamilie (Patchwork)

Doch selbst diese Folgen können durch ein emotional erwachsenes Verhalten der Eltern positiv gesteuert werden. Im Übrigen können sich Eltern gar nicht trennen. Es trennt sich nur das Liebespaar.

Die Familie kann darüber hinaus weiterhin positiv bestehen bleiben, wenn die Eltern ein gutes Team bilden und die Probleme der Paarbeziehung von der Elternbeziehung trennen.

Das einzig Konstante im Leben ist die Veränderung

Es kann gut für die Kinder sein, wenn sie an ihrer Schule und in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, es kann aber auch ebenso gut für Kinder sein, eine Veränderung zu erleben. Auch das hängt davon ab, wie die Eltern mit der Veränderung umgehen und wie präsent beide Elternteile für die Kinder sind.

Aus meiner Erfahrung wird eine Trennung leichter, sobald BEIDE Eltern ein eigenes Zuhause haben, in dem die Kinder ihren Platz haben, und sich bewusst ein neues Leben aufbauen. Daher halte ich nicht viel vom sogenannten “Nestmodell”.

Das Leben wird sich weiterhin immer schneller verändern und je flexibler sich Menschen an Veränderungen anpassen können, desto besser leben sie ihr Leben. Das ist eine Fähigkeit, die Kinder nicht früh genug lernen können.

Zur Mama oder zum Papa?

Noch immer ist es so, dass die Kinder überwiegend bei der Mutter bleiben, und damit die Frauen einen eventuellen ökonomischen Abstieg verkraften müssen und als Alleinerziehende eine schwierige Rolle haben.

Wenn sich beide Eltern so gleichwertig wie möglich um die Kinder kümmern, wenn die Unterhaltszahlungen fair geregelt sind und es keine finanzielle und/oder emotionale Schlammschlacht gibt, desto besser ist es für alle Beteiligten. Doch selbst wenn alles friedlich und liebevoll abläuft, gibt es Schwierigkeiten, die du vielleicht nicht erwartet hast.

Dazu möchte ich dir den großartigen Vortrag von Tina Weinmayer bei TEDx ans Herz legen, die mit ihrem Mann entschieden hat, dass es für ihre Kinder am besten ist, wenn sie bei IHM bleiben.

Trotz der guten Trennung hat das Umfeld extrem negativ reagiert und gerade die MUTTER mit einer Wucht verurteilt, mit der sie nicht gerechnet hatte, was sehr belastend für sie war.

Trennung und das liebe Umfeld

Bei einer Scheidungsquote von knapp 50% erstaunt mich immer wieder, wie entsetzt das Umfeld reagiert, wenn sich ein Paar trennt. Was glauben die Menschen denn, wo die fast 50% sind? Nur bei den Promis, oder was?

Die Chance auf eine Ehe „bis dass der Tod uns scheidet“ liegt demnach bei fifty/fifty und müsste eigentlich jeder bereits bei der Hochzeit am Schirm haben. Aber der Hollywood- und Disney-Seuche sei Dank, glauben alle daran, dass es SIE nicht betreffen wird und auch nicht ihre Eltern, Kinder, Freunde und Kollegen.

Guter Rat ist teuer, schlechter umsonst

Sobald jemand eine Trennung bekannt gibt, oder auch nur die Trennungsabsicht bekundet, hagelt es gut gemeinte aber oft schlechte Ratschläge ohne Ende:

  • „Überleg dir das gut!“
  • „Bist du sicher, dass die Kinder das verkraften?“
  • „Das kannst du uns nicht antun!“
  • „Du kannst doch nicht einfach abhauen!“
  • „Probiert es doch zumindest nochmal!“
  • „Ich hab mich auch nicht getrennt, euch Kindern zuliebe!“

Die Qualität einer Beziehung hat nichts mit der Dauer zu tun, doch das Umfeld tut sich wahnsinnig schwer damit, die eigenen Erwartungen, Ängste und Moralvorstellungen für sich zu behalten und Entscheidungen anderer Menschen zu respektieren.

Nicht jede Meinung muss das Licht der Welt erblicken!

„Das ist halt meine Meinung!“, ist ja schön und gut. Aber nicht jede Meinung ist hilfreich und die Klappe zu halten wäre in vielen Fällen eine verdammt gute Idee! Wenn sich jemand trennt ist es sehr viel wertschätzender und hilfreicher zu sagen:

  • „Kann ich dich irgendwie unterstützen?“
  • „Soll ich euch die Kinder mal abnehmen, damit ihr Dinge regeln könnt?“
  • „Was auch immer dein Ziel ist, ich stehe hinter dir!“
  • „Erzähl mir von deiner neuen Wohnung! Brauchst du Hilfe beim Umzug?“

Wenn du dich mit Meinungen (gefragt oder ungefragt) rumplagen musst, hinterfrage immer, wie glücklich die Person in ihrer Beziehung ist und ob die Ratgeber*innen sich in dem Themenfeld wirklich auskennen.

Und nein, die Oma, die 60 Jahre mit dem Opa glücklich war, ist nicht hilfreich, weil die Werte aus der alten Zeit heute nicht mehr passen und du nicht weißt, ob sie WIRKLICH glücklich waren!

Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

Spreu und Weizen

Im Freundeskreis wird es Menschen geben, die verständnisvoll und hilfsbereit sind und andere, die verurteilen und sich auf eine Seite schlagen. Es wird die geben, die lästern, dass sie es ja schon immer gewusst haben, und diejenigen, die respektvoll reagieren und dich verteidigen, wenn jemand vom Leder lässt.

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und wenn eine Affäre Teil der Trennung war oder es neue Partner*innen gibt, wird es den einen oder anderen Shitstorm geben. Das kannst du nicht verhindern, sondern dich nur warm anziehen und gute Entscheidungen treffen, mit wem du dich umgeben willst und mit wem auch nicht.

Du wirst Menschen loslassen müssen, die nicht mehr zu deinem neuen Leben passen oder keine Lust haben, dich verstehen zu wollen. Das ist zwar schmerzhaft, aber völlig ok und Teil des Lebens.

Schmerz ist Teil des Lebens

Und hier komme ich wieder zurück zum ersten Teil der Trennungsserie, indem ich über den Trennungsschmerz gesprochen habe. Eine Trennung ist eine große Herausforderung und eine große Möglichkeit zur Weiterentwicklung!

Ob du sie nun wolltest, oder nicht. Das Leben ist, wie es ist und jeder hat das Recht darauf, Entscheidungen für sich und das eigene Lebensglück zu treffen, die schmerzhaft sind und andere Menschen enttäuschen.

Du hast nur dieses Leben. Gestalte es nach deinen Wünschen und so, dass du damit glücklich bist. Dann bist du ein tolles Vorbild für deine Kinder und ein wertvoller Teil dieser Gesellschaft.

Wenn du Fragen hast…

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