Bisexualität in der Partnerschaft
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Bisexualität in der Partnerschaft

Bisexuell und glücklich verheiratet: In diesem Beitrag erfährst du, wie ihr eure Liebe in eurer Langzeitbeziehung aufrecht erhalten könnt und Ängste und Vorurteile abbaut.

Unterschiedliche sexuelle Neigungen

Unterschiedliche sexuelle Neigungen sind oft Thema in meinen Coachings. Bisexualität bzw. das Gefühl, sich auch zum anderen Geschlecht hingezogen zu fühlen, können in Langzeit-Partnerschaften oft zu Ängsten und Unsicherheiten führen.

Sowohl bei der bisexuellen Person selbst: „Woher kommt das? Was will ich wirklich?“, als auch bei dem/der klar hetero- bzw. homosexuell orientierten Partner*in:

„Ich kann meinem/meiner Partner*in nicht alles bieten. Bedeutet das, er/sie wird mich verlassen? Liebt er/sie mich wirklich? Wie soll ich damit umgehen?“

Problemstellung:

  • „Ich führe eine Langzeitpartnerschaft mit einem Mann, fühle mich aber auch zu Frauen hingezogen.“
  • „Ich bin als Frau mit meiner Partnerin glücklich, habe aber auch Gefühle für meinen Arbeitskollegen.“
  • „Ich habe das Gefühl, abseits der Sexualität mit meinem Partner/meiner Partnerin möchte ich noch Sexualität mit dem anderen Geschlecht entdecken.“

Oder:

  • „Mein*e Partner*in möchte Sex mit dem anderen Geschlecht. Das macht mir Angst…“
  • „Mein Mann hat mich betrogen – mit Männern! Ich wusste nichts davon, dass er Bi ist.“

Mythen und Vorurteile zur Bisexualität

Heute möchte ich einige Impulse zum Thema Bisexualität mit dir teilen und mit ein paar Mythen aufräumen. Denn: Es ist möglich, eine funktionierende Langzeitpartnerschaft zu führen, wenn eine*r der beiden Partner*innen sich als bisexuell identifiziert und das vielleicht eine lange Zeit geheimgehalten oder nicht offen kommuniziert hat.

Definition von Bisexualität:

Bisexualität bedeutet, sich sowohl zu Menschen desselben, wie auch des anderen Geschlechts sexuell hingezogen zu fühlen bzw. sich vorstellen zu können, eine Partnerschaft mit Menschen desselben bzw. auch des anderen Geschlechts eingehen zu können. (Dabei sprechen wir auch nicht ausschließlich von cis-männlich und cis-weiblichem Geschlecht, sondern auch nicht-binär usw.) Wer sich als bisexuell identifiziert, identifiziert sich damit auch als queer – insofern, dass er/sie nicht klassisch und ausschließlich heterosexuell orientiert ist.

Das Grundproblem unserer Gesellschaft ist nach wie vor, dass wir meist automatisch davon ausgehen, eine Person sei heterosexuell und führe eine heteronormative Beziehung, solange bis das Gegenteil ‚bewiesen‘ ist. Unsere Gesellschaft ist nach wie vor von heteronormativen Standards geprägt und dieses Gedanken- und Kulturgut ist tief in unserem Unterbewusstsein verankert.

Kaum Verständnis für Bisexualität

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir uns, sobald wir mit ‚vom Standard abweichenden‘ Sexualitäten konfrontiert werden, unsicher fühlen. Und zwar egal, ob dies andere Personen betrifft oder uns selbst. Hinzu kommt vor allem beim Thema Bisexualität, dass diese Orientierung weder von der Hetero-Szene noch von der Homosexuellen-Szene ausreichend Verständnis bekommt.

Überspitzt gesagt: „Nicht hetero genug für das Feuerwehrfest, aber auch nicht homo genug für die Schwulenbar.“

Identitätsprobleme bisexueller Menschen

Bisexuelle Menschen haben dadurch häufig ein noch größeres Problem, sich in ihrer Identität klar zugehörig zu fühlen. Was dadurch häufig passiert, ist, dass bisexuelle Personen sich gar nicht outen bzw. in klassisch heteronormativen Beziehungen als heterosexuell gelesen werden und damit einen Teil ihrer Identität nicht zeigen bzw. leben.

Bisexualität ist in unserer Gesellschaft also mit am wenigsten sichtbar. Trotzdem ist Bisexualität eine reale sexuelle Orientierung.

Bis jetzt gibt es in den Köpfen vieler Menschen Vorurteile wie:

  • „Bi ist der Zwischenstopp vor schwul/lesbisch.“
  • „Bi existiert nicht – das sagen nur Menschen, die sich nicht trauen, sich zu outen.“
  • „Bi ist eine Ausrede dafür, dass man einfach sexuell unersättlich ist und sich nicht festlegen will.“
  • usw.

Das ist alles Blödsinn.

Bisexualität existiert als eigene sexuelle Orientierung genauso wie Heterosexualität und Homosexualität.

Zwei Seiten der (monogamen) Langzeitbeziehung

In deiner Partnerschaft kann dich das Thema Bisexualität von zwei Seiten betreffen:

1. Entweder du bist Partner*in einer bisexuellen Person.
2. Oder du bist selbst bisexuell und führst eine als heterosexuell oder homosexuell gelesene Partnerschaft. 

Die Problemstellungen, mit denen ich in meinen Coachings am häufigsten konfrontiert bin, sind entweder: „Hilfe, ich bin mit einem Mann/einer Frau (meist heteronormativ) zusammen, möchte aber auch mit dem anderen Geschlecht Sex haben.“

oder: „Hilfe, mein*e Partner*in möchte auch Sex mit beiden Geschlechtern!“

Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

Wie könnt ihr als Paar damit umgehen?

1. Als bisexuelle Person:

Akzeptiere dich selbst und sei ehrlich mit dir selbst. Du bist nicht falsch oder seltsam oder unentschlossen, wenn du dich als bisexuell identifizierst. Du musst dich auch nicht entscheiden!

Ich empfehle dir, dich über Bisexualität zu informieren und dich erstmal selbst zu entdecken, um komplett ehrlich mit dir selber sein zu können. Lerne von Menschen, die sich öffentlich mit dem Thema beschäftigen und dazu publizieren:

Buchtipps: Bi – Vielfältige Liebe entdecken von Dr. Julia Shaw (Werbung), Konsens ist sexy von Nadine Primo (Werbung), Ted Talk: Bisexuality: The Invisible Letter „B“ von Misty Gedlinske (nur englisch).

Lasse deine sexuellen Neigungen, Fantasien und Vorstellungen zu. Erlaube dir, sie zu fühlen. (Pornos schauen, erotische Geschichten/Audios, Fantasien, etc.)

Du kannst auch rausgehen und bewusst mit dem anderen Geschlecht flirten. Damit spielen und den Response abwarten. Schauen, was mit dir passiert. All das ist nicht verboten – auch, wenn du in einer monogamen Beziehung lebst (und leben möchtest).

Es ist völlig unmöglich, dass ein Partner/eine Partnerin alle unsere Bedürfnisse erfüllt. Und zwar EGAL, ob du bisexuell bist oder nicht. Auch in heterosexuellen Partnerschaften möchten wir ab und zu mit anderen flirten, gehen wir fremd, etc. Das Problem ist nicht deine Bisexualität.

„Sich zu mehreren Personen hingezogen zu fühlen ist nicht spezifisch bi, sondern menschlich.“

Dr. Julia Shaw

Du kannst mit deinem Partner/deiner Partnerin darüber sprechen, wenn du möchtest. Ihr könnt überlegen, ob ihr gemeinsam euer Sexleben ändern wollt (3. Person dazu, Swingerclub, etc.), ob ihr die Monogamie überdenken möchtet (Beziehung öffnen, Ampelsystem, etc.) oder ob ihr monogam bleiben möchtet und du deine Sexualität für dich selbst auslebst (Pornos, Masturbation, ’nur‘ fremdflirten,…). 

Du kannst aber auch genauso gut deinem Partner/deiner Partnerin nichts sagen. Oder du outest dich öffentlich und machst dich als bisexuell (trotz Partnerschaft) sichtbar.

Schau, was sich für dich selbst richtig anfühlt. Nimm dir auf jeden Fall die Zeit, dich selbst zu reflektieren und deine Wünsche und Bedürfnisse zu erkunden und auch Klischees und Glaubenssätze über Bisexualität in deinem eigenen Kopf zu entkräften.

2. Als Partner*in einer bisexuellen Person:

Setze dich mit dem Thema Bisexualität auseinander und nimm die Angst raus. (Bücher, Podcasts, TedTalk, etc.)

Auch hier gilt: Dass Menschen sich zu mehreren Personen hingezogen fühlen bzw. andere sexuelle Erfahrungen machen möchten, ist normal!

Egal ob bi oder nicht!

Sprich mit deinem Partner/deiner Partnerin. Stelle Fragen und lass dich ehrlich auf die Antworten ein. Auch wenn du nicht bisexuell bist und es nicht verstehst, darfst du die Entscheidung treffen, die andere Person so zu lassen, wie er/sie ist bzw. seine/ihre Gefühle zu respektieren. (Das gilt nicht nur für sexuelle Präferenzen, sondern generell auch in allen anderen Bereichen.)

Die Bisexualität deines Partners/deiner Partnerin nimmt dir nichts weg. Oft kommt das Ego ins Spiel: „Ich kann ihm/ihr nicht alles bieten…“ Das ist richtig. Aber er/sie ist aus einem Grund mit dir zusammen – und zwar weil du die Person bist, die du bist. Lerne, darauf zu vertrauen.

Verständlich, dass du Angst hast bzw. dich unsicher fühlst, aber hier ist es wichtig für dich zu klären:

  • Möchte ich mit meiner Partnerin/meinem Partner zusammen sein und bleiben?
  • Will ich diese Beziehung?
  • Wie möchte ich diese Beziehung führen (monogam, offen, etc.)?

Schaffe für dich selbst Klarheit darüber was du möchtest und wozu du bereit bist.

Dann führt ehrliche Gespräche miteinander. Hier hilft es häufig, eine unbeteiligte Person an der Seite zu haben, die euch durch diesen Prozess begleitet. Schreib mir, wenn du/ihr Unterstützung gebrauchten könnt. Eine Paarberatung kann euch helfen, das Drama rauszunehmen und eure Beziehung neu zu erleben!

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