Q&A: Meine Antworten auf eure meist gestellten Fragen
„Soll ich mich trennen oder nicht?“, „Ich gehe fremd und habe keine Schuldgefühle, ist das okay?“, „Mein Partner verhält sich respektlos und ändert sich nicht, was soll ich tun?“ Diese und einige weitere Fragen stellt ihr mir immer wieder – in leicht abgewandelter Form – auf meinen Social-Media-Kanälen. Deshalb gibt es in diesem Artikel meine Antworten darauf – plus einige Tipps zum Weiterlesen!
Frage 1: Ehrlichkeit ist mir in meiner Beziehung wichtig. Ich biete auch den Raum dazu. Mein Partner lügt mir trotzdem ins Gesicht. Was soll ich tun?
Zuerst mal: Dass du den Raum für Ehrlichkeit bietest, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass sich dein Partner öffnen kann. Viele Menschen geben vor, Ehrlichkeit zu wollen, möchten aber tatsächlich nur eine ganz bestimmte ‚Form der Wahrheit‘ von ihren Partner*innen hören. Deshalb ist es toll, dass du diesen Raum schaffst.
Gleichzeitig gehören zu einer Beziehung immer zwei Personen. Du kannst also deinen Partner nicht dazu zwingen, ehrlich zu sein. Er kann immer noch seine eigenen Entscheidungen treffen. Oft erfordert Ehrlichkeit unglaublich viel Mut. Wenn dein Partner beispielsweise in seiner Ursprungsfamilie mit negativen Konsequenzen rechnen musste, sobald er ehrlich war, ist es klar, dass er es vorzieht zu lügen.
Gewisse Wahrheiten sprechen sich auch ziemlich schwer aus. Vor allem, wenn sie gesellschaftlich nicht akzeptiert sind. Es braucht Überwindung, ein „Ich hab‘ mich fremdverliebt“, ein „Ich möchte eine offene Beziehung“ oder ein „Ich kriege es nicht hin, mich von meiner Affäre zu lösen“ auszusprechen. Deshalb kannst du weiterhin den Raum für Ehrlichkeit schaffen und deinen Partner unterstützen. Sein Verhalten jedoch kannst du leider nicht ändern.
Frage 2: Kann man jemandem beibringen, nicht mehr zu lügen? Mein Partner hat vor allem und jedem Angst. Das ist total abtörnend.
Da stelle ich eine Gegenfrage: Wenn du deinen Partner so abtörnend findest, warum bist du dann mit ihm zusammen?
Nein, du kannst ihm nicht beibringen, nicht zu lügen. Wie in der vorigen Frage schon angesprochen, weißt du auch nicht, was im Leben deines Partners bisher vielleicht alles passiert ist, und was sein heutiges Verhalten dir gegenüber beeinflusst. Vermutlich hätte es in seinem Fall eine sehr viel offenere und liebevollere Ursprungsfamilie gebraucht. Anscheinend hatte er die nicht und hat deshalb Angst vor Ehrlichkeit entwickelt.
In unserer Gesellschaft ist es außerdem viel anerkannter, bequeme Lügen zu erzählen, statt unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Was du tun kannst, ist, dir klar zu werden, warum du mit ihm zusammen bist und eine Entscheidung für dich zu treffen: Was möchtest du akzeptieren und was nicht?
Frage 3: Soll ich mich trennen – ja oder nein? Zweifel fressen mich auf. Ich habe Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.
Hierzu empfehle ich dir meinen Blogartikel zum Thema Gute Entscheidungen treffen. Im Grunde nämlich ist es wichtig zu verstehen, dass es so etwas wie richtige und falsche Entscheidungen gar nicht gibt. Es gibt lediglich Entscheidungen. Und die wiederum haben Konsequenzen.
Es macht also in deinem Fall Sinn, dir zu überlegen, welche Konsequenzen sich für dich bei einem Zusammenbleiben ergeben würden, und welche bei einer Trennung. Mach eine klassische Pro-Contra-Liste und dann schau, mit welchen Konsequenzen du eher leben willst. Oft möchte uns unser Steinzeitgehirn davon überzeugen, innerhalb unserer Komfortzone zu bleiben – dort, wo wir uns auskennen.
Für den Fall, dass eine mögliche Trennung mit vielen Ängsten verbunden ist, mach dir auch davon eine Liste und schreib dir auf, was du tun kannst, wenn sie eintreten. Somit trickst du dein Gehirn aus und schaffst dir einen konkreten Handlungsplan. Dazu lege ich dir den Ted-Talk von Tim Ferriss zum Thema Umgang mit Ängsten ans Herz.
Frage 4: Ich möchte mich von meinem Mann trennen, schaffe es aber nicht. Warum?
In diesem Fall hast du deine Entscheidung bereits getroffen. Jetzt ist es normal, dass dich dein Gehirn vor den (potentiell katastrophalen!) Folgen einer Trennung bewahren will. Du bekommst Angst, weil du dich auf neues Terrain begibst, für das dein Gehirn noch keine Landkarte hat.
Es sind fast immer dieselben Themen, die uns bei einer Trennung Angst machen: unsere Finanzen, unser Umfeld und das Wohlbefinden unserer Kinder. Wir wurden dazu erzogen, dem Bild einer ‚heilen Familie‘ entsprechen zu wollen. Doch eine heile Familie muss nicht unbedingt heißen, dass Mama und Papa unter einem Dach leben.
Auf meinem Blog gibt es eine ganze Artikelserie zum Thema Trennung. Die Devise ist: Dein Mut darf jetzt stärker sein als deine Angst. Es hilft, dir konkrete Pläne zu machen, für den Fall, dass deine schlimmsten Befürchtungen eintreffen. Der Ted-Talk von Tim Ferriss, den ich bereits oben verlinkt habe, gibt dir dazu Tipps.
Wenn du das Gefühl hast, dass du dich / ihr euch im Kreis dreh(s)t und alleine nicht weiterkomm(s)t, empfehle ich dir/euch professionelle Begleitung – Ein Coaching oder eine Paarberatung ist die Abkürzung aus dem Drama und hilft dir oder euch, die Probleme zu lösen. HIER findest du alle Infos zu den Beratungspaketen bei Melanie und ihren Mitarbeiterinnen.
Frage 5: Kann man sich je sicher sein, den richtigen Partner/die richtige Partnerin gefunden zu haben?
Diese Frage beruht auf der Annahme, dass es für jeden Menschen nur einen einzigen anderen Menschen gibt, mit dem wir dann für den Rest unseres Lebens glücklich und zufrieden sein werden. Doch das halte ich für totalen Blödsinn.
Ich bin der Überzeugung, dass es für jeden von uns mindestens 100.000 potentielle Partner gibt, in die wir uns verlieben könnten und mit denen wir eine erfüllende Beziehung kreieren könnten. Die Sehnsucht nach dem/der Richtigen ist ziemlich bequem, weil sie uns vorgaukelt, dass wir für eine Partnerschaft nicht mehr arbeiten müssen, wenn unser ‚Seelenmensch‘ dann endlich da ist. Doch egal, wer dieser ‚Seelenmensch‘ ist: Sobald das Gefühl des Verliebtseins aufhört, werdet ihr eure Beziehung bewusst und aktiv pflegen müssen.
Ihr werdet euch immer wieder aufs Neue füreinander entscheiden müssen. Was richtig ist, definierst zu jedem Zeitpunkt deines Lebens du selbst! Somit bestimmst auch du, ob dein Partner/deine Partnerin der/die Richtige für dich ist. Du kannst nicht wissen, was in zehn oder zwanzig Jahren passieren wird. Das ist das Schöne am Mysterium Leben: Wir dürfen das Gefühl von falscher Sicherheit loslassen und uns stattdessen darauf einlassen, Erfahrungen zu machen.
Frage 6: Ich habe meinen Freund betrogen und kein schlechtes Gewissen. Ist das okay?
Die Frage, die sich mir hier stellt, ist eher: Warum brauchst du meine Absolution für deine Gefühle? Und wieso misstraust du dir an diesem Punkt selbst? Von mir aus ist es völlig okay, ohne schlechtes Gewissen fremdzugehen. Dazu habe ich ebenfalls einen ausführlichen Blogartikel geschrieben.
Ich kann mir vorstellen, dass dir deine Prägung oder deine Erziehung sagen, dass du doch eigentlich anders fühlen solltest. Das ist es, was du dir an dieser Stelle genauer ansehen darfst. Woher kommt der Gedanke, du müsstest ein schlechtes Gewissen haben? Musst du diesen Gedanken wirklich denken? Oder darfst du nicht vielleicht für dich selbst entscheiden, was sich für dich gut und stimmig anfühlt?
Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:
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Frage 7: Mein Freund nimmt wenig Rücksicht in unserer gemeinsamen Wohnung und verhält sich mir gegenüber respektlos. Was tun?
Das mit der Respektlosigkeit ist immer so eine Sache. Wieso kommst du zu dem Schluss, dein Freund verhalte sich respektlos? Wenn er schmutziges Geschirr in der Spüle stehen lässt, die Socken nicht wegräumt oder während des Fernsehens pupst, heißt das nicht, dass er dich nicht respektiert.
Es heißt viel eher, dass er vermutlich mit einem komplett anderen Wertesystem erzogen wurde als du. Wenn dir Ordnung wichtig ist und ihm nicht, bedeutet das nicht, dass er respektlos ist. Wenn es dir wichtig ist, frisch zu kochen und er auf Fertigpizza steht, heißt das nicht, dass er dich deshalb nicht wertschätzt.
In einer Beziehung treffen immer zwei unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Prägungen aufeinander. Es lohnt sich, mit deinem Partner vielleicht genau darüber zu sprechen, anstatt anzunehmen, du würdest nicht respektiert werden. Wenn dich irgendetwas Bestimmtes so stark nervt, dass du keinen Bock mehr darauf hast, dann kannst du dir natürlich jederzeit eine eigene Wohnung suchen oder dich trennen.
Frage 8: Wir waren bereits bei der Paarberatungsstelle und irgendwie hat sich noch nichts geändert. Brauche ich mehr Geduld?
Ich finde es interessant, dass kein Mensch auf die Idee kommen würde zu sagen: „Ich war dieses Jahr schon einmal im Fitnessstudio, jetzt bleibe ich bis Dezember schlank“, oder „Ich hatte bereits eine Klavierstunde, morgen spiele ich ein abendfüllendes Bach-Konzert.“
Wenn es darum geht, unsere Beziehungen zu verändern, glauben wir aber, es müsse von heute auf morgen alles besser werden, sobald wir einmal bei der Paarberatung waren. Das ist leider ein Irrtum. Der zweite Irrtum ist, dass es lediglich Geduld brauche, um eine Beziehung zu retten.
Nur, weil ihr vielleicht in der Paarberatung erarbeitet habt, dass ihr euch ab jetzt gegenseitig eure Bedürfnisse mitteilt und offen kommuniziert, heißt das noch lange nicht, dass ihr euch deshalb alle eure Bedürfnisse erfüllen müsst. Ihr seid immer noch zwei erwachsene Menschen, die Verantwortung für ihr eigenes Glück tragen – und für das Glück eurer Beziehung.
Das heißt: Es braucht keine passive, ‚geduldige‘ Haltung, sondern konkrete Schritte, ein Umstellen eurer Gewohnheiten, tägliches Commitment und das Etablieren neuer Denk- und Verhaltensmuster. Es ist, als würdet ihr euren Beziehungsgarten neu anlegen: Nur, weil einmal der Gärtner kommt und euch hilft, neue Pflanzen einzusetzen, bedeutet das nicht, dass ihr nie wieder gießen und Unkraut jäten müsst.
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