Jede Beziehung ist egoistisch

Jede Beziehung ist egoistisch – und das ist gut so!

Mit dem Wort Egoismus wird gerade im Zuge von Beziehungskrisen oft um sich geworfen. Das eigene Gegenüber sei egoistisch, weil er oder sie nicht das wolle, was man selbst für richtig hält. Die Wahrheit ist jedoch: Alle Menschen (selbst die, die sich für selbstlos halten!) sind aus egoistischen Gründen in Beziehung. Warum das so ist, erfährst du in diesem Artikel.

„Du bist so egoistisch! Dir geht’s nur um dich!“

Das ist der Vorwurf, den viele Menschen ihren Partner*innen machen, wenn die Beziehung gerade nicht so läuft, wie sie selbst es sich wünschen: „Du möchtest unsere Beziehung öffnen? Wie egoistisch!“, „Du möchtest, in einer monogamen Beziehung bleiben? Wie egoistisch!“, „Du möchtest deine Traumreise verwirklichen, während ich mich um Haus und Kinder kümmere? Wie egoistisch!“

Wir sind sehr schnell darin, unser Gegenüber als egoistisch abzustempeln, wenn er/sie Bedürfnisse äußert, die uns gerade nicht in den Kram passen. Uns selbst sehen wir dann gerne unter einem kleinen Heiligenschein. „Wir opfern uns doch regelmäßig für den/die andere auf! Wir tun doch alles für ihn/sie“, denken wir gerne – und fühlen uns dann noch gekränkter.

Die Gesellschaft ist das Maß

Die Grundlage für das, was wir für egoistisch halten, gibt uns meistens der allgemeine gesellschaftliche Konsens. So fällt es uns zum Beispiel leicht, mit dem Finger auf unseren Partner/unsere Partnerin zu zeigen, wenn er/sie sich eine nicht der Norm entsprechende Art von Beziehung wünscht.

Offene oder polyamore Beziehungskonzepte werden daher häufig als egoistisch eingestuft („Das heißt doch nur, dass er/sie mehr vögeln will!“), während Monogamie für völlig legitim und sogar altruistisch gehalten wird („Das heißt, wir kümmern uns umeinander und sind füreinander da.“).

Die Wahrheit ist jedoch: Jede Beziehungsform, die du wählst, ist egoistisch! Denn du bist immer aus egoistischen Gründen in einer Beziehung! Lass uns das näher beleuchten…

Das Streben nach dem eigenen Vorteil

Egoismus wird – laut rascher Google-Suche – kurz definiert als: „Haltung, die gekennzeichnet ist durch das Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person ohne Rücksicht auf die anderen.“ Meiner Meinung nach ist das jedoch eine äußerst oberflächliche Definition.

Recherchiert man weiter, stößt man bereits auf eine differenziertere Betrachtungsweise: Es wird beispielsweise unterschieden zwischen ‚positivem‘ und ‚negativem‘ Egoismus. Hier kommen wir der Sache schon näher. Denn positiver Egoismus bedeutet, dass wir uns selbst unserer Bedürfnisse, Wünsche und Ziele bewusstwerden und bereit sind, für sie einzustehen und sie auch in Beziehungen zu formulieren.

Negativer Egoismus hingegen wäre dann das, was wir gemeinhin als Egoismus betrachten: Das Durchsetzen unseres eigenen Willens ohne Rücksichtnahme auf die Menschen um uns herum.

Egoismus & Altruismus – Beziehung in Balance

In einer optimalen Beziehung gelingt es uns also, uns beide als gleich wichtig zu betrachten, unsere Bedürfnisse gegenseitig anzuerkennen und dabei den/die andere eben nicht als egoistisch abzustempeln. Sehr häufig entsteht der Vorwurf des Egoismus nämlich dann, wenn die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Person nicht mit den eigenen übereinstimmen.

Dann fühlen wir uns erstmal vor den Kopf gestoßen. Und bevor wir beginnen, uns mit diesem Gefühl auseinanderzusetzen, ist es einfacher, den/die andere für egoistisch zu halten.

Egoistischer Altruismus

Bleiben wir einfach mal beim oben genannten Beispiel: Er möchte seine Traumreise antreten, während sie sich seit Jahren für Haus und Kinder ‚aufopfert‘. Auf den ersten Blick ist er total egoistisch und sie mega liebenswürdig und selbstlos. Doch hat sie nicht genau von dieser Rolle der selbstlosen Person selbst etwas? Ich behaupte: Auch die scheinbar altruistischsten Dinge tun wir eben nicht nur aus völlig altruistischen Gründen!

Wenn jemand ständig anderen hilft, für sie sorgt und ihre Probleme löst, dann bekommt er/sie dadurch höchstwahrscheinlich entweder ein gutes Gefühl („Ich werde gebraucht“, „Ich bin wichtig“), oder er/sie vermeidet dadurch ein schlechtes („Wenn ich mich um andere kümmere, dann muss ich mich nicht damit auseinandersetzen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, was ich mir selbst im Leben wünsche…“). Beides egoistisch, oder?

Wir tun Dinge aus zwei Gründen

Ich weiß, das ist für viele vielleicht harter Tobak. Einem Menschen, der ständig für andere sorgt, zu sagen, er/sie sei egoistisch, kann unter Umständen ziemlich explosive Auswirkungen haben. Aber Fakt ist: Es gibt nur zwei Gründe, aus denen wir Dinge tun.

  1. Wir möchten ein gutes Gefühl erzeugen und
  2. Wir möchten ein schlechtes Gefühl vermeiden

Jeder Handlung, die wir ausführen, jeder Beziehung, die wir eingehen, jedem Job, den wir machen, jeder Entscheidung, die wir treffen, liegt eines dieser beiden Motive zugrunde. Damit möchte ich nicht sagen, dass wir alle schlechte Menschen sind, die ausschließlich an sich selbst denken. Wir können durchaus gerne etwas für andere tun (und das sollten wir auch!) – wir dürfen uns nur dessen bewusstwerden, dass wir immer selbst etwas von der Sache haben. Und das ist gut so!

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Warum tust du das, was du tust?

Denn immerhin leben wir unser Leben für uns. Wir dürfen es uns also zugestehen, nur jene Beziehungen einzugehen, die uns bereichern, nur die Jobs zu machen, die uns Freude bereiten, nur die Entscheidungen zu treffen, die uns weiterbringen. Und wir dürfen es anderen Menschen zugestehen, dasselbe zu tun.

Eine Übung aus der Frühlingsgefühle-Challenge des LLP-Memberships:

Wenn du Lust hast, deine eigenen (völlig egoistischen) Gründe zu reflektieren, aus denen du in Beziehung bist, dann nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift und mach dir eine Liste:

Schreib zuerst alle Gründe auf, aus denen du mit deinem Partner/deiner Partnerin zusammen bist. (Ja, auch die ‚dreckigen‘!) Diese können zum Beispiel sein:

  • „Ich liebe ihn/sie.“
  • „Ich kann viel mit ihm/ihr lachen.“
  • „Wir haben viele gemeinsame Hobbys.“ oder auch:
  • „Ich weiß nicht, wie ich alleine finanziell überleben sollte.“
  • „Ich habe Angst vor dem, was die Leute reden, wenn wir uns trennen.“

Vermutlich fällt es dir leicht, die ersten drei Sätze als völlig legitim (und nicht egoistisch) einzustufen, während du dich für Gründe wie die letzten beiden eher schämst (und sie für egoistisch hältst). Wie wir aber bereits erkannt haben, sind alle Gründe gleich gut – und du hast in allen Szenarien etwas von der Sache (gutes Gefühl bekommen/schlechtes Gefühl vermeiden).

Als zweites kannst du dir nun eine Liste machen mit Gründen, aus denen du gerne in Beziehung wärst!

Zum Beispiel:

  • „Ich wäre gerne in einer Beziehung, um daran zu wachsen.“
  • „Ich wäre gerne in einer Beziehung, um gemeinsam viele coole, witzige Sachen zu erleben.“
  • „Ich wäre gerne in einer Beziehung, um alte Verletzungen zu heilen.“ usw.

Wie du siehst: Auch hier entsteht eine Liste von Dingen, die du gerne von einer Beziehung hättest. Und auch hier könnte man behaupten: „Wow, mega egoistisch!“

Ein gesunder Egoismus ist wichtig für gute Beziehungen

Was ich dir mit diesem Artikel zeigen möchte ist, dass gesunder Egoismus völlig normal ist. Harmonische und gut ausbalancierte Partnerschaften können dann entstehen, wenn wir selbst mit unseren Gründen und Motiven im Reinen sind und wenn wir es schaffen, uns selbst und unsere Bedürfnisse genauso wichtig zu nehmen wie die unseres Partners/unserer Partnerin.

Wenn du also das nächste Mal das Gefühl hast, dein Partner/deine Partnerin sei wieder mal viel zu egoistisch, dann könntest du dich stattdessen fragen: „Wo darf ich mir selbst noch klarer über meine eigenen Wünsche und Ziele werden?“

Dabei unterstütze ich dich sehr gerne…

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Denn: Leben darf leicht gehen und Spaß machen. Liebe auch!

Herzlichst,
Melanie

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