Was ist eine ungesunde Beziehung?

Menschen, die mir schon länger folgen, wissen, dass ich nicht unbedingt ein Fan des Begriffes ‘toxisch’ bin. Ich finde, er wird mittlerweile inflationär gebraucht und sehr schnell eingesetzt, wenn einem selbst das Verhalten einer anderen Person nicht in den Kram passt.

Nicht jeder Mensch ist gleich toxisch, wenn er im Konflikt mal lauter wird und nicht jede Beziehung ist gleich toxisch, wenn es eine Krise gibt, wenn betrogen wurde oder wenn ein*e Partner*in stark eifersüchtig ist.

Dennoch gibt es eben auch ungesunde Beziehungsdynamiken, die, wenn sie langfristig bestehen, einem oder beiden Partner*innen sehr viel Kraft kosten können.

Ob du wirklich in einer ungesunden oder toxischen Beziehung steckst, findest du am besten durch individuelle Beratung raus.

In diesem Blogartikel habe ich ein paar Beispiele für dich, mithilfe derer du mal abchecken kannst, ob du dieses Verhalten in deiner Partnerschaft kennst und die dir helfen können zu hinterfragen, was es mit dir macht.

Auch wichtig zu wissen:

Ungesunde Beziehungen beruhen meist auf einer gegenseitigen Abhängigkeit. Das bedeutet, es ist niemals nur ein*e Partner*in der/die Böse/Schuldige, etc. Sondern die zweite Person, die in diese Dynamik verstrickt ist, trägt ebenso die Verantwortung, da sie dieses Verhalten zulässt – die andere Person vielleicht in Schutz nimmt, und diese ungesunden Beziehungsmuster mit Liebe verwechselt.

Es bringt also in solchen Fällen nix zu versuchen, den/die Partner*in zu verändern. Sondern es braucht erstmal die Erkenntnis über das eigene Mitspielen in diesem Beziehungsmuster und dann die Eigenverantwortung, sich Unterstützung zu holen und daraus auszusteigen!

1) Eine Partnerin hat keinen Respekt vor den Bedürfnissen des*der anderen

Wer mir schon länger folgt, der weiß: Ich bin der Überzeugung, dass wir unseren Partner*innen NICHT die Verantwortung für unsere Bedürfniserfüllung geben sollten. Denn eine Beziehung ist nicht dafür da, alle unsere Wunden zu heilen und uns immer nur gut fühlen zu lassen. Ein*e Partner*in muss sich also nicht immer so verhalten, dass er*sie alle deine Bedürfnisse erfüllt.

Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen Eigenverantwortung bzw. Autonomie und Respektlosigkeit bzw. Abwertung.

Wenn ein*e Partner*in beispielsweise Sätze fallen lässt wie:

  • “Es ist mir doch egal, was du willst”
  • “Es interessiert mich nicht, was du brauchst/willst/dir wünschst.”
  • etc.

dann ist das ein Ignorieren und Kleinmachen der anderen Person.

Denn obwohl ein*e Partnerin nicht die Verantwortung für die Bedürfniserfüllung des/der anderen trägt, braucht es die Anerkennung, dass beide Partner*innen in der Beziehung Bedürfnisse HABEN und auch die Bereitschaft, diese Bedürfnisse zu respektieren, mit Wohlwollen zu betrachten und sich im besten Fall gegenseitig zu unterstützen.

2) Emotionale Erpressung

Ein weiteres Anzeichen für eine ungesunde Beziehungsdynamik ist das Thema emotionale Erpressung. Das kann genau dann vorkommen, wenn ein*e Partner*in von der anderen Person die unbedingte eigene Bedürfniserfüllung ERWARTET, aber nicht bekommt.

Also z.B. ein*e Partner*in möchte, dass der Mann nicht ausgeht, nur zuhause bleibt, nie mit anderen Frauen spricht, etc. Dieser tut es nicht, weil er Bock hat, auch mal mit Freunden auszugehen, und daraufhin kommen Erpressungsversuche:

“Du kannst mich nicht einfach so alleine lassen, dann rutsche ich wieder völlig ab, das weißt du doch!”, usw.

Emotionale Erpressung bedeutet, dass wir versuchen, der anderen Person starke Schuldgefühle zu machen, um sie dazu zu zwingen, das zu tun, was wir von ihr wollen.

Das geht in schlimmen Fällen soweit, dass Sätze fallen wie:

“Wenn du das tust, dann weiß ich nicht, ob ich mir nicht etwas antue”, etc.

Hier ist Alarm angesagt, denn solche Aussagen sind ein Zeichen dafür, dass eine (oder beide!!) Personen wahrscheinlich therapeutische Hilfe benötigen.

3) Extremes Kontrollverhalten

Dass wir alle gerne mal versuchen, dem*der eigenen Partner*in vorzuschreiben, was er*sie zu tun hat, ist normal. Denn natürlich hätten wir gern, dass unser*e Partner*in möglichst häufig das tut, was wir selbst für gut oder richtig halten. Das ist menschlich. (Nicht immer cool, aber auch nicht bedenklich.)

Beispiele:

  • “Zieh doch heute die braune Hose an, die passt besser finde ich.”
  • “Sei um 9 Uhr zuhause, um die Kinder ins Bett zu bringen. Und komm bitte nicht wieder angetrunken, das nervt!”
  • “Schreib mir, wenn du angekommen bist, sonst mach ich mir Sorgen, das weißt du…”

Wenn Kontrollverhalten aber extrem wird, und vor allem, wenn die andere Person nicht den Freiraum hat, trotz einer Bitte oder einer Aufforderung der anderen Person das zu tun, was er*sie selbst möchte, dann kann das ein Zeichen für eine ungesunde Beziehungsdynamik sein.

Wenn also beispielsweise ein*e Partner*in die Finanzen der anderen Person kontrolliert oder ihr erlaubt/ verbietet, auszugehen, Freund*innen zu treffen, zu
arbeiten, etc., ist das äußerst bedenklich.

Kontrollverhalten und emotionale Erpressung gehen übrigens oft Hand in
Hand: “Tu das! Und wenn du nicht…, dann…”

4) Verbale Abwertung und Schuldzuweisungen

Ebenso ungesund und übergriffig ist es, wenn in einer Partnerschaft eine Person laufend von der anderen Person abgewertet oder beschuldigt wird, irgendetwas ‘falsch’ gemacht zu haben (bzw. falsch zu sein!).

Sätze wie:

  • “Sag mal, kann man dir eigentlich überhaupt nichts zutrauen?”
  • “Du machst nichts richtig!”
  • “Wann kriegst du das endlich hin?”
  • “Wann wirst du endlich schöner/klüger/besser/erfolgreicher, etc.?”
  • “Wenn du nicht ständig XY tun würdest, dann wäre alles besser/würde
  • unsere Beziehung viel besser laufen, etc.”

haben in einer gesunden Kommunikation nichts zu suchen.

In einer wertschätzenden Beziehung steht nicht eine Person über der anderen, sondern beide haben denselben Status und daher denselben Respekt voreinander.

5) Drohungen

Drohungen sind ebenfalls Erpressungsversuche, nur quasi auf der anderen Seite der Skala.

Während bei der emotionalen Erpressung eine Person meist in den Tiefstatus/in die Opferrolle geht, um zu erreichen, was sie möchte…

  • “Ich kann das nicht allein”
  • “Du musst mich retten”
  • “Ich tu mir was an,”…

kommt eine Drohung aus dem Hochstatus bzw. aus der ‘Täter-Energie’

  • “Warte nur ab, wenn du das wirklich tust, dann wirst du was erleben!”,
  • “Du weißt nicht, wozu ich fähig bin”
  • “Wenn du XY tust oder unterlässt, dann werde ich dir die Kinder/das Haus/das Geld für immer wegnehmen”
  • usw.usf.

Sowohl Drohungen als auch emotionale Erpressung werden eingesetzt, um das zu bekommen, was man selbst möchte – um also in extremer Weise die eigene Bedürfniserfüllung vom Partner/der Partnerin einzufordern.

6) Gaslighting

Und das letzte Anzeichen für eine eventuell ungesunde Beziehung ist das Thema Gaslighting.

Gaslighting bedeutet, dass eine Person das Empfinden bzw. die emotionale Realität der anderen Person nicht anerkennt bzw. negiert.

  • “Das bildest du dir ein”
  • “Das glaubt dir doch niemand, wenn du das jemandem erzählst”
  • “Was du schon wieder alles fühlst!”
  • “Du übertreibst völlig!”
  • “Du bist einfach zu sensibel, jetzt stell dich nicht so an”
  • “Niemand nimmt das so wahr wie du, fällt dir das nicht auf?”

Auch hier ist in meinen Augen wieder ein bisschen Vorsicht geboten – denn auch der Begriff Gaslighting wird oft recht schnell benutzt, auch wenn es sich gar nicht um wirklich ungesunde Beziehungsmuster handelt.

Nicht jeder Mensch ‘gaslightet’ gleich eine andere Person aus Böswilligkeit. Manchmal sind wir einfach nur unaufmerksam, können den Standpunkt der anderen Person nicht nachvollziehen, haben keine Referenzerfahrungen oder kommunizieren unglücklich. Das ist nicht gleich ungesund oder giftig.

Wie eingangs schon erwähnt:

Nicht jede verbale Entgleisung, nicht jedes Kontrollettitum und nicht jedes Nicht-verstanden-werden sind gleich Anzeichen für eine toxische Beziehung.

Falls du dich jedoch in deiner Partnerschaft dauerhaft einer oder mehrerer dieser ungesunden Dynamiken ausgesetzt fühlst, empfehle ich dir in jedem Fall, dir Unterstützung zu suchen und dich individuell begleiten zu lassen. Je nach Ausmaß entweder therapeutisch oder durch persönliche Coaching-Unterstützung.

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