Sex ohne Liebe – kann man das lernen?

Dies ist Teil 2, der zweilteiligen Serie Sex und Gefühle. Im ersten Teil geht es um das Thema „Hormonrausch“. Wir haben uns angesehen, was wir tun können, wenn wir uns Hals über Kopf verliebt haben und nicht sicher sind, wie wir darauf reagieren sollen.

Wir haben auch herausgefunden, dass das Verliebtsein einen starken Hormoncocktail in unserem Gehirn erzeugt, der es uns so gut wie unmöglich macht, rational zu denken und in weiterer Folge kluge und durchdachte Entscheidungen zu treffen.

Spannenderweise hat uns genau zu der Zeit, als wir uns im Team mit diesen Thema beschäftigt haben, eine Nachricht auf Instagram erreicht. Hier hat eine Frau geschrieben:

„Ich gehöre wohl zu den Frauen, die beim Sex mit einem Mann in die „Gefühlsfalle“ tappen – auch wenn ich das nicht möchte und auch von dem Mann im Vorfeld weiß, dass es rein sexuell bleiben soll. Ich weiß, dass es Frauen gibt, die nur Sex mit einem Mann haben können und es rein beim Körperlichen (ohne Gefühle) belassen können. Wie bekommt frau das hin? Ich hatte einen Chat mit einem Mann und bin dabei schon voll in die Gehirnvergiftung gekommen und es ging mir ziemlich schlecht, obwohl wir uns nur geschrieben hatten. Ich begehre diesen Mann, aber ich will keine Beziehung mit ihm (denn ich bin in einer langen Ehe, die ich nicht aufgeben möchte). Trotzdem habe ich Angst, dass es mir nach dem Sex mit ihm noch viel schlechter gehen könnte.“

Das ist ein Thema, das ich tatsächlich vor allem von Frauen kenne. Ich selbst bin auch eher Team „schnell verliebt“, aber ich weiß das von mir und kann es ganz gut händeln.

Wir wollen uns deshalb heute die Frage stellen, ob wir Sex ohne Liebe lernen können und ob das in jedem Fall sinnvoll ist. Außerdem sehen wir uns an, was wir tun können, damit wir uns unseren Gefühlen nicht immer so ausgeliefert fühlen.

Denn es ist möglich, auch starke Gefühle zu managen und Entscheidungen zu treffen, die uns langfristig dienen und die nicht dem Hormonrausch geschuldet sind.

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1. Jeder verliebt sich in seinem eigenen Tempo

Tatsächlich ist es zunächst mal so, dass jeder Mensch sich in seinem eigenen Tempo verliebt. Manche Menschen können zum Beispiel total easy knutschen, Sex haben und flirten, ohne sich zu verlieben oder ohne noch lang an die andere Person zu denken. Andere Menschen wiederum kriegen schon Schmetterlinge im Bauch, wenn sie beispielsweise nur intensiv mit einer Person chatten, die ihnen gefällt. 

Wir ticken da alle sehr unterschiedlich und das ist auch okay so. Hier gibt es kein Richtig und Falsch.

Allerdings bemerke ich im Zuge meiner Arbeit tendenziell einen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während Männer hier meist offener sind und sich weniger schnell verlieben, sind Frauen häufig recht schnell verknallt und haben starke Gefühle.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, dass wir uns selbst kennen und unsere Gefühle einordnen können. Wenn du jemand bist, der sich schnell verliebt und recht früh starke Gefühle entwickelt, dann kannst du dir in diesem Punkt auch leichter selbst auf die Schliche kommen.

Bevor du also sofort in jeden Flirt megaviel reininterpretierst, kannst du dich rechtzeitig selbst stoppen und dich wieder runterholen. Denn was ich häufig erlebe, ist, dass sich Menschen auch total schnell in ihre Gefühle reinsteigern. Und dieses Reinsteigern ist dann tatsächlich hausgemacht!

Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

2. Gefühle managen, statt sich ausgeliefert fühlen!

Dass du dich verknallst, kannst du also zunächst nicht steuern. Manchmal gefallen uns Menschen eben und wir fühlen uns körperlich oder emotional zu ihnen hingezogen. Was du jedoch sehrwohl steuern kannst, ist, wieviel Bedeutung du deinen Gefühlen gibst. 

Die Gehirnvergiftung entsteht nämlich durch deine Gedanken in deinem Gehirn.

Wenn du tagelang über die andere Person nachdenkst, dir immer wieder Fotos ansiehst oder Chatnachrichten durchliest, mit allen deinen Freund*innen über ihn*sie sprichst, etc., dann steigerst du dich quasi wissentlich noch mehr rein und machst diese Situation (und die damit verbundenen Gefühle) größer und größer.

Dann wird ein kurzer, aufregender Chat plötzlich zur großen Liebe, anstatt ein kurzer, aufregender Chat zu bleiben. Hier ist es wichtig, dass du lernst, deine Gefühle zu managen.

Das bedeutet:

Wenn du Schmetterlinge im Bauch hast und dich verliebt fühlst, dann kannst du das fühlen OHNE gedanklich noch mehr daraus zu machen und auf Basis dessen vielleicht noch große Entscheidungen zu treffen.

Das sollte übrigens generell für alle starken Emotionen gelten!

Als erwachsene Personen haben wir nämlich die Möglichkeit, starke Emotionen zu fühlen und trotzdem Entscheidungen zu treffen, die auf unseren langfristigen Werten und Zielen beruhen

  • Wir können etwas tun, wovor wir Angst haben. 
  • Wir müssen vor Wut nicht gleich unser Gegenüber vermöbeln. 
  • Wir können uns trotz Eifersucht zurückhalten und müssen nicht gleich 1000 Nachrichten schreiben, wenn unser*e Partner*in alleine unterwegs ist. 
  • Wir können uns von unserer*m Partner*in trennen, auch wenn wir Zweifel haben oder Einsamkeit fühlen. Uswusf.

Als Erwachsene können wir (widersprüchliche) Emotionen aushalten und trotzdem das tun, was wir für richtig halten, was mit unseren Werten übereinstimmt und was wir uns langfristig wünschen.

Und genauso ist es auch mit unseren Verliebtheitsgefühlen. Auch hier dürfen wir uns fragen:

  • Was sind unsere tatsächlichen Wünsche und Bedürfnisse?
  • Was sind die Gründe hinter unseren Entscheidungen?
  • Worum geht es hier wirklich?

3. Sex ohne Liebe – kann man das lernen?

Und jetzt kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Die Podcasthörerin, die sich bei mir gemeldet hat, wollte wissen, wie frau es hinbekommt, Sex ohne Gefühle zu haben.

Wenn dich das auch beschäftigt, dann kannst du dir hier folgende Fragen für dich stellen:

Wieso möchtest du Sex ohne Gefühle haben?

Geht es dir darum, einfach körperliche Lust zu erleben? Möchtest du vielleicht Praktiken oder Fantasien ausprobieren, die du in deiner Ehe nicht ausleben kannst? Was genau sind die Gründe hinter deinem Wunsch?

Wieso ist es schlimm für dich, wenn du beim Sex Gefühle entwickelst?

Was genau ist schlimm daran? Kannst du es nicht genießen, verliebt zu sein und es dabei belassen? Hast du Angst, dass die Affäre auffliegt oder dein Mann dich verlässt?

Oder hast du Angst, die Kontrolle zu verlieren, wenn du Gefühle entwickelst? Welche Ängste sind an die Verliebtheitsgefühle gekoppelt, sodass der Sex unbedingt ohne Gefühle stattfinden muss?

Wenn du jemand bist, der dazu neigt, sich schnell zu verlieben, dann wirst du es vermutlich nicht so leicht hinbekommen, beim Sex gar keine Gefühle zu haben. Hier ist es hilfreich, zu wissen, was dir wichtig ist und warum du bestimmte Dinge möchtest oder nicht möchtest:

  • Wenn es dir beispielsweise darum geht, unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln, dich sexuell auszuleben oder Fantasien in die Tat umzusetzen, dann ist dieser Wunsch für dich wahrscheinlich wichtiger und größer als das Risiko, dass du dich verlieben könntest. Dann kannst du, sobald du Gefühle entwickelst, zu dir selbst sagen: „Aha, dieser Fall ist jetzt eingetreten und ich hab mich verknallt. Das ist okay. Ich werde trotzdem weiter Sex mit unterschiedlichen Männern haben, weil meine Motivation ist, mich sexuell auszuleben (und NICHT den Partner fürs Leben zu finden!).“ 
  • Wenn es dir aber beispielsweise darum geht, tiefe und ehrliche Gefühle für eine Person zu entwickeln und eine (monogame) Verbindung aufzubauen, dann darfst du hinterfragen, warum du überhaupt Sex ohne Gefühle möchtest. Dann wäre es vielleicht sinnvoller, deine körperlichen Bedürfnisse erstmal selbst zu befriedigen (masturbieren, Pornos, Tantra-Kurse…) und dich emotional auf eine Person einzulassen, die dir wichtig ist und die du erstmal kennenlernst. 
  • Wenn es in deinem Fall darum geht, überhaupt mal wieder Spannung und erotische Gefühle zu erleben, weil deine Ehe ein wenig langweilig geworden ist, dann ist das Verliebtsein eventuell genau das, was du erleben möchtest – und dann musst du dich nicht künstlich dagegen wehren, sondern du kannst es genießen.

Du siehst also: Deine Verliebtheitsgefühle wirst du vermutlich nicht auf Knopfdruck abstellen können, wenn du als Mensch dazu neigst, dich schnell zu verlieben. Das ist okay und das musst du nicht!

Wichtig ist, dass du als erwachsene Person Verantwortung für deine Gefühle übernimmst und dir genau überlegst, was du möchtest, was deine Motivation ist und warum du bestimmte Dinge tust – oder besser sein lässt.

Denn wenn du deine Motivation klar hast, dann kannst du auch Sex mit Gefühlen haben, oder eben keinen Sex haben, oder den Gefühlen nicht zu viel Bedeutung beimessen, usw.

Generell sollte es in unserem Leben niemals darum gehen, unsere Gefühle abzustellen oder unbedingt zu verändern.

Stattdessen dürfen wir lernen, mit ihnen umzugehen und begreifen, dass wir ihnen nicht völlig ohnmächtig ausgeliefert sind. Dieser Prozess ist sehr selbstermächtigend, und wenn wir einmal verstanden haben, wie er funktioniert, dann kann er uns in sehr vielen Lebensbereichen unterstützen!

Dazu findest du bereits ganz viele wertvolle Impulse hier in meinem Blog:

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