Dirty Talk – Anheizer oder Abturner beim Sex?
Episode 016: Dirty Talk – ein Anheizer beim Sex oder eher ein Abturner?
Wie geht es dir mit Dirty Talk und dem f***-Wort? Oder mit dem Benennen von Geschlechtsteilen? Bist du beim Sex gesprächig oder lieber still? Macht es dich an, wenn dein Partner dir schmutzige Dinge ins Ohr flüstert? Oder geht der Schuss nach hinten los?
Shownotes:
- Artikel lesen
- Wikipedia über das Wort „GEILHEIT“
- Bruce & Bongo: Geil
- Psychologin und Bloggerin Claudia Elisabeth Huber
- 101 Dirty Talk Beispiele von Sven Phillip findest du HIER
- Die Psychologie sexueller Leidenschaft* von David Schnarch
„Wow! Was war das gerade eben?“, er schaut mich neugierig und etwas irritiert an.
„Keine Ahnung“, ist meine verlegene Antwort und schnell schiebe ich hinterher: „Es war aber sehr schön!“
Mit 14 hatte ich den ersten Orgasmus meines Lebens. Voll bekleidet auf dem Schoß meines damaligen Freundes sitzend. (Ich hoffe, meine Mama liest das jetzt nicht ;-)). Rein theoretisch wusste ich schon, was ein Orgasmus ist, ich hatte schließlich in der Bravo darüber gelesen, doch praktisch hatte ich keinen blassen Schimmer.
Er war 15, wir waren sehr verliebt und hatten eine tolle Zeit miteinander. Wir waren neugierig und haben einfach weiter experimentiert. Jedoch ohne über unsere Erlebnisse und Gefühle zu sprechen. Als wir vom Petting (sagt man das heutzutage noch?) zum „richtigen“ Sex übergegangen sind, ist der mit Gestöhne aber ansonsten wortlos über die Bühne gegangen.
Wieso über Sex sprechen? Wenn es auch so funktioniert?
Auch in meiner nächsten Beziehung habe ich Sex nur gemacht, aber nicht darüber gesprochen. Es hat immer alles funktioniert. Vielleicht bin ich ein Naturtalent. Vermutlich hatte ich sehr viel Glück mit meiner Auswahl von einfühlsamen und zärtlichen Jungs und Männern.
In meiner Sturm- und Drangzeit mit Mitte 20 hatte ich einige One Night Stands, von denen ich mir auch ein paar hätte sparen können. Gesprochen hab ich immer noch nicht über Sex. Und nicht über Gefühle.
Ich bin zu einer Zeit groß geworden, wo die meisten meiner Freunde ebenfalls über die Bravo aufgeklärt wurden und weder im Elternhaus, noch in der Schule über die schönste Nebensache der Welt gesprochen wurde. Meine Mama hat gemeint, ich sollte meinen Freund lange warten lassen, damit ich sicher gehen kann, dass er es ernst mit mir meint (was auch immer „ernst“ in dem Alter heißen mag).
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Als „Geil“ noch nicht erlaubt war
Meine Mama hat ihren ersten Freund (meinen Papa) geheiratet, als sie mit 17 schwanger war. Das waren völlig andere Zeiten. Sie hatten noch nicht einmal eine Bravo uns somit auch kein Dr. Sommer-Team. Das Wort „GEIL“ war verpönt und viele meiner Freunde durften es zu Hause nicht aussprechen.
Die ursprüngliche Bedeutung (im 8. Jahrhundert) von geil war:„aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig“ – Danke Wikipedia. Später (im 15. Jahrhundert) änderte sich die Bedeutung in eine Anspielung auf Lüsternheit und die Konnotation des Wortes war bis ins 20. Jahrhundert schmutzig und vulgär.
In den 1970er und 80ern wurde „geil“ in die Jugendsprache aufgenommen und die Bedeutung wandelte sich von „sexuell erregt“ in „gut“. 1986 gab es sogar einen Hit von Bruce & Bongo über„Germanys most successful word“. Heute ist geil kein anrüchiges Wort mehr.
Schwanz oder Penis?
Geschlechtsteile wurden zwar auch von unseren Eltern in den Mund genommen (davon gehe ich zumindest aus), doch sie wurden nicht beim Namen genannt. Schniedel und Muschi kannte ich aus schmutzigen Witzen in meiner Kindheit. Und ich gebe zu, bis heute fällt es mir schwer, „Schwanz“ zu sagen. Schreiben ist irgendwie leichter, bin gespannt, wie es mir gleich geht, wenn ich die Podcast-Folge einspreche ;-).
Wenn meine großartige Blogger-Kollegin und Psychologin Claudia Elisabeth Huber unverblümt über Sex, F***, Vögeln und nasse Orgasmen schreibt, bekomme ich rote Ohren (ein Besuch bei ihr lohnt sich auf jeden Fall!). Bei manchen männlichen Bloggern kann ich teilweise gar nicht reinlesen, weil mir die Sprache viel zu vulgär und explizit ist. Und du wirst bemerkt haben, dass ich zwar sehr offen schreibe, jedoch nicht sehr explizit.
Ich lese gerne erotische Literatur. Beim Schreiben ebensolcher würde ich mir unendlich schwer tun. Und so ist es auch beim Sprechen. Ich mochte den Film Fifty Shades of Gray, doch echte Pornos finde ich wenig spannend und leidenschaftlich.
Dirty Talk trotz Schamgefühlen?
Mein Blogger-Kollege Sven Philip von Männlichkeit-Stärken hat einen lesenswerten Artikel über 101 Dirty Talk Beispiele geschrieben (sh. Shownotes). Beim Lesen wurde ich tatsächlich so angeregt, dass ich mich kurz ins Schlafzimmer verzupft habe, um mich mit mir selbst zu vergnügen. Insofern weiß ich, dass mich Dirty Talk durchaus anmacht.
Von den 101 Beispielen waren einige dabei, die mich in Stimmung versetzen. Gerade die härtere Gangart des Dirty Talks finde ich sehr prickeln, wobei das auch ganz schnell in die andere Richtung abdriften kann. Passt die Bemerkung nicht zu meinem Lust-Level oder zur Art des Liebesspiels, wirkt es sich eher nachteilig auf meine Lust aus.
Wichtig finde ich den Hinweis von Sven:
„Dirty Talk beginnt sanft und steigert sich langsam mit dem Tempo beim Sex.“
Wenn mir beim Vorspiel mein Mann das f***-Wort ins Ohr flüstern würde, fände ich das komisch. Am Höhepunkt eines extrem heißen Liebesspiels kann es dagegen durchaus sein, dass sogar ich es ausspreche. Ohne Pieps und Sternchen.
Wichtig beim Dirty Talk: Achtsamkeit und Empathie
Es ist ein schmaler Grat beim Dirty Talk. Ich liebe die Lust meines Mannes beim Sex und wenn er nicht allzusehr auf mich achtet, sondern für sich selbst Spaß hat. Würde er jedoch nicht bemerken, was mich anmacht und was nicht, wäre auch schnell Schicht im Schacht.
Die eigene Lust im Fokus zu haben und trotzdem präsent beim Partner zu sein, ist eine hohe Kunst, die Achtsamkeit und Empathie erfordert. Dazu gehören auch die schmutzigen Gespräche. Wenn du dir unsicher bist, taste dich langsam heran. Achte darauf, was dich heiß macht und hab auch deine Partnerin im Blick. Sie wird dir im Idealfall deutliche Signale senden, was ihr (ihm) gefällt und was nicht.
Lachen finde ich übrigens nicht abtörnend. Wenn eure Versuche etwas steif und eher lustig als schmutzig wirken, gib euch die Freiheit, einfach darüber zu lachen. Heute Morgen hat mein Mann aus Spaß einen so plumpen Dirty Talk Satz beim Kuscheln gebracht, dass wir vor Lachen fast aus dem Bett gefallen sind. Und trotzdem noch tollen Sex danach hatten.
Wenn über Sex sprechen plötzlich wichtig wird
Viele Jahre haben mein Mann und ich nicht über Sex gesprochen. Wir beide haben es nicht gelernt und so lange alles funktioniert hat, gab es auch keine Veranlassung, diese Hürde der Scham zu überwinden. Während unserer Sex-Krise wurde immer deutlicher, dass wir nicht mehr drum rum kommen.
In dem Buch „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ von David Schnarch habe ich zum ersten Mal darüber gelesen, ob es in einer langjährigen Ehe möglich ist, sich gegenseitig auch mal so richtig zu ficken (*rotwerd* – ich war’s nicht – der Schnarch war’s) und nicht nur Blümchensex zu haben.
Schnarch spricht von Starkstromsex, der mir in jedem Fall erstrebenswert erschien, so dass ich bereit war, über meine Schamgrenze hinaus zu wachsen und Dinge anzusprechen, die mir peinlich und unangenehm waren. In vielen Gesprächen, die mal besser, mal schlechter geklappt haben, konnten wir die Krise überwinden.
Sex-Talk mit anderen Menschen
Seither spreche ich oft und viel über Sex. Durch meinen Beruf trauen sich Menschen, die ich gerade auf einer Party kennen gelernt habe, offen über Dinge zu sprechen, die sie sonst mit niemandem besprechen. Und auch für meine Kunden bin ich oft ein Segen und manchmal sogar die einzige Person, mit der sie über ihre intimsten Themen sprechen können, ohne dafür verurteilt zu werden.
Letzte Woche war ich auf Teneriffa und habe einen Freund und Mastermind-Kollegen besucht, mit dem ich bisher hauptsächlich Business-Themen besprochen habe. Es war großartig darüber zu sprechen, auf welche Art er Sex und Beziehung erlebt. Es hat mich sehr bereichert und auch unglaublich erregt, völlig harmlos im Café zu sitzen und Gespräche zu führen, die heißer waren als die Kanarische Sonne.
Der nächste Mastermind-Call mit dem großartigen Sebastian Schild hat ebenfalls eine stark sexuelle Färbung bekommen und wir hecken gerade ein Podcast-Interview aus. Sebastian meinte, er hätte seit seinem Unfall und dem Querschnitt besseren Sex als davor. Stay tuned, das wird ein spannendes Gespräch!
Sex-Talk mit dem eigenen Ehemann (oder der Frau)
Interessanterweise fällt es mir leichter mit anderen Menschen über Sex zu reden, als mit meinem Mann. Da habe ich nichts zu verlieren und muss keine Angst haben, dass der oder diejenige mich blöd findet. Es ist ja mein Beruf und nach dem Gespräch geht jeder in sein eigenes Leben und sein eigenes Schlafzimmer.
Doch wenn mein Mann mich blöd findet, mich für pervers hält oder abstoßend, dann habe ich sehr wohl ein Problem. Als großes Learning aus den letzten Gesprächen habe ich mitgenommen, trotz Angst hier wieder ein neues Level an Offenheit zu erreichen. Mir wurde klar, dass ich der limitierende Faktor bin, und dass mein Mann meine Offenheit braucht, um sich selbst öffnen zu können.
Es ist toll, beim Mittagessen (wenn die Kinder noch in der Schule sind) über Sex zu sprechen. Diese beiläufigen Gespräche über den Tag verteilt, halten meine Lust am Brodeln und machen mich noch mehr an, als reiner Dirty Talk. Durch die tiefen und persönlichen Gespräche, wo wir unsere verletzlichste Seite zeigen, entsteht eine Nähe und Intimität, die sehr lustvoll und sinnlich ist.
Dirty Talk und Sexy Gespräche
Egal, ob du Dirty Talk toll findest und schon lange praktizierst, oder ob du dir denkst: „Nee, das ist nichts für mich.“ In einer langjährigen Beziehung ist ein wichtiger Faktor für Lebendigkeit und Spannung, dich zu trauen, immer mal wieder aus deinen eingespielten Mustern auszusteigen und deine Grenzen zu dehnen und erweitern.
Wenn du ständig beim Sex sprichst und viel Dirty Talk anwendest, kann es spannend sein, mal wortlosen Sex zu haben und so etwas Neues zu wagen und nur zu fühlen. Oder ein sinnliches Gespräch außerhalb der Spielwiese zu führen. Wenn du eher still bist, probiere es mit Gesprächen und wage dich auf ungewohntes Terrain. Du wirst sehen, das lohnt sich.
Leben darf leicht gehen und Spaß machen. Liebe auch!
Herzlichst
Melanie
PS. Du traust dich nicht, mit deiner Partnerin/deinem Partner über deine Wünsche zu sprechen? Du bist unzufrieden mit eurem Sex-Leben? Dann melde dich bei mir. Ein Coaching bringt dich weiter.
Wenn du Fragen hast…
Dort gibt jeden Monat ein LIVE Webinar und eine Q&A Session!
Fragen über die Website oder über PN auf meinen Social-Media-Kanälen werde ich nicht beantworten. Für mich ist das eine Sache der Verantwortung.
Wenn es bei dir heftig kriselt, wenn du emotional „durch“ bist, dann helfen dir Tipps im Chat einfach nicht. Dann gehörst du in professionelle Hände und dann bitte ich dich: such‘ dir Hilfe!
Ich kann nur mit dir arbeiten, wenn du mich als deine Paarberaterin oder deinen Coach beauftragst. Lies gerne in meinem Blog, abonniere meinen Podcast oder nutze die Community zum Austausch in der Gruppe aber vor allem: nimm ein Coaching in Anspruch – ob bei mir oder meinen Kollegen.
Das solltest du dir wert sein!
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