Wie wichtig ist die Dauer einer Affäre wirklich?

Ist die Dauer einer Affäre entscheidend für den Heilungsprozess?

Die Idee für diesen Blogartikel stammt von einer Hörerin meines Podcasts, die sich per Mail an mich gewendet hat. Sie schreibt:

Liebe Melanie, 

wir hatten vor gut drei Jahren schon mal kurz Kontakt, ich habe damals den ‚Back to love Kurs‘ gemacht und bin auch sehr fleißige Podcasthörerin und freue mich donnerstags immer sehr auf die neue Folge! Ich habe überlegt, ob ggf. das Thema, das mich damals am meisten gequält hat an der Affäre meines Mannes, nämlich die Dauer der Affäre, ein Thema für eine Podcastfolge sein könnte!? Damals hast Du mir geantwortet, es sei egal, ob 2 Wochen, Monate oder Jahre, das wäre ja nur eine Zahl in meinem Gehirn. Bis heute ist mir das hängengeblieben und bis heute ist das für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Natürlich kann man Zahlen grundsätzlich als etwas Abstraktes und Irrelevantes sehen. Aber viele Aspekte, die ja an einer Affäre schmerzhaft sind, sind ja ganz andere, je nachdem ob es sich um ein paar Tage, Wochen oder eben Jahre handelt. Ich verstehe nie ganz, wie einmalige Seitensprünge/kurze Affären und jahrelanges Doppelleben in einem Atemzug genannt werden können.

Ich glaube, es wäre mir viel leichter gefallen, einen Seitensprung oder ein kurzes Techtelmechtel meines Mannes zu verzeihen als eine mehrjährige Beziehung mit einer anderen Frau.

Du betonst außerdem immer, dass bei Affären eine Gehirnvergiftung im Spiel ist. Allerdings hält die ja nicht jahrelang vor. Bei jahrelangen Affären kann man ja nicht mehr sagen, dass derjenige, der in einer Außenbeziehung ist, sich nicht gegen die Gehirnvergiftung wehren kann, weil sie ja am Abklingen sein muss. 

Ich würde mich sehr freuen, hierzu mal ein paar erhellende Gedanken zu hören von Dir 🙂 Vielleicht geht es ja dem einen oder anderen da draußen wie mir, und er oder sie hadert auch mit der massiv langen Dauer der Außenbeziehung, die so Vieles grundlegend in Frage stellt.

Stimmt! Ich habe tatsächlich immer wieder Klient*innen, denen die Dauer der Affäre ihres Partners/ihrer Partnerin sehr zu schaffen macht. Deshalb nehme ich dazu heute gerne ein Podcastfolge auf, in der ich die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchte! Denn es gibt mehrere Aspekte, die es sich hier lohnt, zu betrachten!

Relevant ist, was sich in DEINEM Gehirn abspielt!

Damit wiederhole ich gleich zu Beginn noch einmal die Antwort, die ich dir schon damals gegeben habe und die für dich nicht nachvollziehbar war. Denn ich habe gesagt, es ist grundsätzlich egal, ob eine Affäre 2 Wochen, 5 Monate oder 5 Jahre gedauert hat – die Dauer ist lediglich eine abstrakte Zahl.

    Du hast nun eingewendet, dass das für dich nicht stimmig ist, weil ja bei einer kurzen Affäre viel weniger gelogen wird, viel weniger ‘Schlimmes’ passiert, viel weniger Betrug stattfindet, usw. als bei einer jahrelangen Zweitbeziehung. Das höre ich von betroffenen Klient*innen tatsächlich sehr oft. 

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    Allerdings arbeite ich auch mit Menschen, die ‘nur’ einen einmaligen Seitensprung verarbeiten möchten, oder deren Partner*in nur einmal eine zweideutige Nachricht an eine andere Person geschickt hat – wo also im Vergleich viel weniger passiert ist.

    Viele dieser Menschen brauchen Wochen und Monate, um sich davon zu erholen. Sie spulen das Geschehene immer wieder ab und zerfleischen sich daran – sind also emotional extrem involviert, obwohl es ‘lange nicht so schlimm ist’ wie eine jahrelange Affäre.

    Was ich damit sagen möchte: Beim Verarbeiten der Affäre zählt einzig und allein die Bewertung, die DU den Geschehnissen in DEINEM Gehirn gibst!

    • Welche Bedeutung misst DU der Affäre und der Dauer der Affäre bei?
    • Welche Gedanken denkst DU darüber? 

    Das sind die relevanten Fragen, die du dir stellen darfst!

    Denn… Vergleiche bringen dich nicht weiter!

    Ich habe das tatsächlich sehr oft in meinen Coachings: Menschen beteuern, wenn die Situation doch irgendwie anders verlaufen wäre, dann würde es ihnen viel leichter fallen zu verzeihen.

    • “Wenn die Affäre nicht am Arbeitsplatz/im Sportverein/in der eigenen Gemeinde… stattgefunden hätte, dann würde ich viel leichter drüber wegkommen.”
    • “Wenn die Affäre nicht mit einer dünneren/größeren/erfolgreicheren Frau als ich gewesen wäre, dann würde ich viel leichter drüber wegkommen.”
    • “Wenn die Affäre nur 2 Monate gedauert hätte und nicht 2 Jahre, dann würde ich viel leichter drüber wegkommen.” Usw.

    Das alles sind Reaktionen, die normal sind. Unser Gehirn möchte uns Geschichten und Szenarien vorschlagen, um unseren Schmerz zu rechtfertigen. Du darfst diese Gedanken auch denken.

    Sei dir allerdings bewusst, dass sie dich absolut nicht weiterbringen, wenn du die Affäre verarbeiten möchtest.

    Es bringt nix, deine Situation mit der Situation einer anderen Person zu vergleichen und deinen Schmerz aufzuwiegen im Gegensatz zum Schmerz einer anderen Person – im Sinne von: “Ich hab Dinge erlebt, die sind viel schlimmer als das, was du erlebt hast. Über dein Szenario würde ich viel leichter wegkommen als über das, was mir passiert ist…” etc.

    Das hilft weder dir noch irgendjemand anderem! Deine Situation ist deine Situation. Das ist nunmal so. In deiner individuellen Situation wurdest du mehrere Jahre lang betrogen. Das sind die Fakten.

    Wenn du das verarbeiten möchtest, dann helfen dir Gedanken wie: “Etwas Kürzeres wäre leichter zu verdauen…” schlichtweg nicht weiter. 

    • Denn was genau wäre denn nun leichter? 
    • Wie lang hätte die Affäre konkret gehen dürfen, damit du sie jetzt ‘leichter’ verarbeiten könntest? 1 Monat? 3 Monate? Wo wäre die Grenze? 
    • Und was genau würde ‘leichter verarbeiten’ für dich bedeuten?

    Das Ding ist: Die Affäre deines Mannes hat solange gedauert, wie sie gedauert hat. Es ist das passiert, was passiert ist. Punkt. Was du tun kannst, ist nun, deine ganz individuelle Situation für dich zu betrachten und dich damit zu beschäftigen – ohne dir zu wünschen, dass es eine ‚andere Art von Affäre‘ gewesen wäre.

    Diese Gedankenschleifen kannst du nämlich ewig weiterspulen, aber sie werden an der konkreten Situation absolut nichts ändern und sie werden das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen.

    Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

    Mein Programm Back to Love hilft dir dabei, die Affäre deines Partners/deiner Partnerin zu verarbeiten und eure Beziehung – so du das möchtest – auf ein neues Fundament zu stellen.

    Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass beide Partner*innen – also auch der*die Betrogene! – die Verantwortung für ihr eigenes Denken und Handeln übernehmen. 

    Auch lange Affären produzieren Dopamin!

    Du meinst in deiner Mail außerdem, die Dopaminausschüttung in langen Affären müsse irgendwann aufhören, weil ja mit der Dauer auch irgendwann die Verliebtheit abnimmt: Dem ist nicht notwendigerweise so.

    Es kann zwar durchaus sein, dass die Verliebtheitsgefühle mit der Affäre nach ein paar Monaten nachlassen. Allerdings entsteht im Gehirn trotzdem immer wieder ein Mix aus Adrenalin und Dopamin.

    Das hat viel damit zu tun, dass die Affäre etwas symbolisiert, was man will aber eben nicht ganz haben kann oder darf. Es bleibt immer ein Rest Ungewissheit im Spiel, weil die Affäre heimlich stattfindet und das allein schon eine Art Kick gibt, der sich auch über viele Jahre hinweg aufregend anfühlen kann.

    Das hat dann weniger mit dem/der Affärenpartner*in als Person zu tun, sondern eben mit den äußeren Umständen: die Dinge sind heimlich, aufregend, ein bisschen gefährlich, spannend, usw. 

    Bei langen Affären wird auch das schlechte Gewissen mit der Zeit weniger, weil das Gehirn diesen Aspekt langsam ausblendet und sich gar nicht mehr damit befasst. Deshalb können Affären eben manchmal über Jahre hinweg aufrechterhalten und genossen werden – sich quasi ‘einspielen’ – ohne dem eigenen Partner/der eigenen Partnerin gegenüber wirklich viele Schuldgefühle zu haben.

    Eine Affäre ist nicht gleich ein Doppelleben

    Und zum letzten Punkt, den du ansprichst: Du schreibst, dass es dich fuchst, dass dein Mann ein jahrelanges Doppelleben bzw. eine Zweitbeziehung geführt hat. Aber das ist defakto nicht der Fall. Hier darfst du vorsichtig damit sein, was du dir selbst erzählst! 

    Ein Doppelleben hat nichts mit der Dauer einer Affäre zu tun, sondern mit der Intensität. Eine zweite heimliche Familie an einem anderen Ort wäre ein Doppelleben. Eine zweite Beziehung mit Urlauben, Freundeskreis, usw. wäre auch ein Doppelleben. Eine zweite Wohnung und ein zweiter Alltag mit einer anderen Person wäre ein Doppelleben. Aber über 18 Jahre einmal pro Woche eine Stunde fremdvögeln ist kein Doppelleben. 

    Im Endeffekt hatte dein Mann sein ‘Hauptleben’ mit dir als Familie – und hat sich über mehrere Jahre heimlich mit einer anderen Frau getroffen, zu der er ebenfalls eine sexuelle und emotionale Beziehung hatte. Das sind die klassischen Charakteristika einer Affäre, wie sie auch Esther Perel definiert. Sie haben allerdings nichts mit einem Doppelleben zu tun.

    Es ist für dich wichtig, darauf zu achten, welche Gedanken du deinem Gehirn anbietest! 

    Frag dich: 

    • Möchte ich diese Affäre meines Mannes wirklich verarbeiten? (Das ist ja deine Entscheidung! Du kannst auch sagen, dass du keinen Bock mehr auf die Beziehung hast und sie sein lassen!) 
    • Wenn ja, ist es dann sinnvoll, immer wieder dramatische Gedanken zu denken? 
    • Ist es sinnvoll, dein Gehirn zu füttern mit Vorstellungen von einem Doppelleben, mit Gedankenspiralen über die Dauer der Affäre? Mit Szenarien, die viel leichter für dich gewesen wären…? 

    Nein! 

    Wenn du die Affäre verarbeiten möchtest, dann darfst du lernen, dein Gehirn zu erziehen und Verantwortung dafür übernehmen, was du dir selbst erzählst.

    Falls du dir dabei Unterstützung wünschst, dann buch dir gerne eines meiner Coachingpakete oder komm ins Liebe Leben Premium Membership. Hier kannst du dich in wöchentlichen Coaching-Calls inspirieren und begleiten lassen, um dein Gehirn langfristig mit neuen, konstruktiveren Gedanken zu füttern. 

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