Vergleichen – Woanders ist das Gras grüner

Diese Podcastfolge kommt als Antwort auf eine Frage, die mich über Instagram erreicht hat:

„Ich liebe mich selbst und bin im Großen und Ganzen auch sehr selbstbewusst und glücklich mit mir selber. Trotzdem vergleiche ich mich ständig mit anderen (z.B. mit der Affäre). Kriege diese Gedanken manchmal lange nicht aus dem Kopf.

Ich würde gerne so rein mit mir selbst sein und mich nicht ‚bedroht‘ fühlen, wenn jemand anderes kommt und besser ausschaut oder etwas besser macht als ich. Hast du hierfür Tipps und Denkanstöße für neue Gedankenmuster?“

Vergleichen ist ein spannendes Thema, weil es uns alle betrifft

– und zwar nicht nur in Bezug auf ‚Ich vergleiche mich mit der Affäre meines*meiner Partner*in‘, sondern auch in Bezug auf

  • Beruf (‚Der andere macht mehr Karriere/verdient mehr…‘),
  • Familie (‚Die anderen haben drei Kinder und alles schaut so leicht aus‘),
  • Selbstverwirklichung (‚Wow, der Nachbar macht die Weltreise und ich hocke immer noch hier am Dorf‘),
  • Besitz (‚Die Freunde haben sich jetzt dieses riesige Haus gekauft und ich sitze in meiner 50m2 Wohnung‘, ‚Die Arbeitskollegin fährt dieses tolle Auto…‘),
  • Aussehen (‚Wow, sie ist viel dünner, hat schönere Haare, hat weniger Falten…‘)
  • usw.usf.

IMPULS 1: Konstruktives Vergleichen

In Wahrheit vergleichen wir uns alle ständig mit irgendjemandem. Das ist ganz natürlich. Und Vergleichen an sich ist auch nicht unbedingt immer was schlechtes/ Destruktives.

Vergleichen kann auch etwas Konstruktives sein

– und zwar, wenn wir das, was wir durch den Vergleich erkennen, für uns selbst nutzen können. Dazu braucht es einen gewissen Grad an Auseinandersetzung mit sich selbst und Reflektion der eigenen Gedanken und Gefühle.

Beispiel:

Wenn du deine Karriere mit der einer anderen Person vergleichst, dann hör dir einmal selbst beim Denken zu. Mach einen Gedankendownload und schreib dir auf:

  • Was genau denke ich, dass die andere Person besser macht? Wovon hat sie mehr? Was gelingt ihr besser? etc.
  • Was denke ich, dass bei mir nicht funktioniert?
  • Bin ich auf etwas neidisch? Wenn ja, worauf?

Dann hinterfrage:

  • Welche Gefühle kommen in mir hoch, wenn ich mich vergleiche? (Scham, Neid, Ängste…etc.)
  • Worauf möchten mich diese Gefühle hinweisen?
  • Gibt es vielleicht etwas, was ich selbst gerne tun/erreichen würde, wo ich mir selbst im Weg stehe – mit meinen eigenen Glaubenssätzen? (Glaubenssätze über Karriere/Geld/Reichtum…)
  • Zeigt mir der Vergleich mit der anderen Person etwas auf, wo ich selbst in meinem eigenen Leben ungern hinschaue? (z.B. ‚Ich will seit Jahren diese Fortbildung machen, aber ich hab mich bis jetzt noch nicht dafür angemeldet‘, ‚Ich möchte seit Jahren meinen schlecht bezahlten Job kündigen, aber ich tu’s nicht…‘ etc.)

Oder kommen diese Gefühle von einer schlechten Einstellung mir selbst gegenüber? Weil ich es gewohnt bin, schlecht über mich zu denken, mich runterzumachen, etc.?

Dann wäre es wichtig, hier die Wurzel herauszufinden (Erziehung, Reflektion der eigenen Gedanken über sich selbst…). 

Das funktioniert natürlich nicht nur im Bereich Karriere, sondern auch in jedem anderen Lebensbereich.

IMPULS 2: Vergleiche sind immer durch deine eigene ‚Brille‘ gefärbt

Wichtig zu verstehen ist: Ein Vergleich, den du ziehst, sagt NICHTS über die andere Person aus. Sondern er ist immer ein Hinweis auf dein eigenes Denken und Fühlen.

Wieso?

Ein Vergleich entsteht in deinem Kopf. Angenommen, du vergleichst dein Aussehen mit dem Aussehen der Affäre deines*deiner Partner*in. Dann betrachte die Person, mit der du dich vergleichst, einmal aus der Vogelperspektive. Schau sie von oben aus an:

Du siehst vielleicht eine Frau, die 1,72cm groß ist. Sie hat blonde, lange Haare, einen flachen Bauch und sie ist geschminkt. Sie ist modisch gekleidet. Das sind einfach mal nur Fakten.

Jetzt kommt dein Gehirn und bewertet diese Fakten. Du erzählst dir eine Geschichte über diese Frau:

  • ‚Sie hat so eine tolle Figur.‘
  • ‚Sie trainiert wahrscheinlich wahnsinnig viel.‘
  • ‚Nach der drehen sich bestimmt alle Männer um.‘
  • ‚Sicher ist sie toll im Bett.‘
  • Blablabla.

Dann kommen noch deine eigenen Gedanken über dich selbst dazu:

  • ‚Ich hab seit fünf Jahren 15 Kilo zu viel.‘
  • ‚Ich schaff es nicht, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen.‘
  • ‚Schon in der Schule haben sie mich immer gemobbt und mir gesagt, dass ich fett bin.‘
  • Usw.usf.

In deinem Gehirn gibt’s eine richtige ‚Storytelling‘-Zentrale, die dir ganze Romane erzählt über diese Frau und über dich selbst. Vermutlich ist es so, dass du die Person, mit der du dich vergleichst, nicht einmal kennst. Du weißt nichts über diese Frau, du kennst ihre Geschichte nicht. Du weißt nichts von ihren Problemen, etc.

Sondern dein Gehirn erzählt sich einfach seine eigene Geschichte. Das heißt, 98% des ‚Dramas‘ entstehen ausschließlich in dir selbst. Das wiederum bedeutet, du kannst das Drama auch in dir selbst lösen! Durch andere Gedanken, die du denkst!

IMPULS 3: Das Gras ist woanders nicht grüner

Damit wären wir beim nächsten Impuls, den ich dir dazu mitgeben möchte. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, dann ist unser Gehirn ziemlich schlau:

Es erzählt uns meist ganz tolle, perfekte, hervorragende Dinge über die andere Person und ganz schlechte, minderwertige über uns selbst.

Aber das ist Blödsinn! Denn…

JEDER MENSCH HAT STRUGGLES.

Kein Leben – von niemandem! – ist perfekt. Jeder Mensch hat Ängste, Unsicherheiten, Probleme, schlimme Dinge erlebt.

Jeder Mensch entwickelt Strategien, um sich zu schützen. Manchmal ist eine dieser Strategien, nach außen hin besonders perfekt wirken zu wollen. Wir alle haben Dinge, die wir anderen Menschen nicht erzählen wollen oder für die wir uns schämen, usw.

Gerade in unserer Social-Media-Welt zeigen viele von uns eben nur die guten Momente. Die Fotos, auf denen wir super aussehen. Die Urlaubsbilder vom Strand. Die Schnappschüsse von der glücklichen Familie. Wir alle können bis zu einem gewissen Grad steuern, was wir anderen von uns zeigen möchten und was nicht.

Das bedeutet, dein Vergleich beruht auf dem, was die andere Person bewusst über sich zeigt. Und nicht auf all dem, was noch ‚hinter den Kulissen‘ passiert.

Du vergleichst dich also in den meisten Fällen mit einem einzelnen Puzzlestück – und nicht mit dem vollständigen Puzzle.

In den allerseltensten Fällen ist das Gras woanders grüner.

Sondern es geht einfach um einen Menschen, der eine völlig andere Lebensrealität hat, die mit deiner – höchstwahrscheinlich – überhaupt nicht vergleichbar ist. Damit kommen wir zum letzten Impuls:

Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

IMPULS 4: Jeder Mensch ist individuell – und komplex

Ein destruktives Vergleichen – bei dem es nur drum geht, dass du dich selbst runtermachst und einen anderen Menschen bzw. seine Leistungen/sein Aussehen/seinen Lebensentwurf auf einen Sockel stellst, ist nicht nur kontraproduktiv sondern auch völlig unnötig. Denn jeder einzelne Mensch ist so individuell und komplex.

Wir alle sehen anders aus, haben andere Fähigkeiten und Talente, andere Bildung, andere Erziehung, andere Erfahrungen, Erlebnisse, vielleicht Traumata, andere ‚Überlebensstrategien‘, andere Träume, Wünsche, Ziele, uns treiben andere Dinge an… usw.usf.

Genau das macht es ja auch so spannend
und interessant.

Je genauer du dich selbst kennst, dir über dich und das, was dich ausmacht, bewusst bist, desto leichter wird es dir fallen, auch andere Menschen genau so zu lassen, wie sie eben sind – ohne zu bewerten oder zu vergleichen.

Mit manchen Menschen wird dich dann etwas verbinden – ihr habt Überschneidungen, inspiriert euch, arbeitet gemeinsam, verbringt gern Zeit zusammen, tauscht euch aus. Mit anderen Menschen verbindet dich nix und es ist schon schwer, nur über das Wetter zu reden. Und das ist auch ok.

Wie fad wäre die Welt, wenn wir alle gleich wären?

Wir brauchen genau unsere Unterschiede, unsere unterschiedlichen Stärken und auch unseren unterschiedlichen Erfahrungsschatz, weil wir uns dadurch gegenseitig helfen und inspirieren können.

Wenn du dich also das nächste Mal vergleichst, dann versuch es auf eine möglichst konstruktive Weise, indem du die Möglichkeit nutzt, etwas über dich selbst zu lernen.

Nutz es als Inspiration, um daran zu wachsen und noch mehr du selbst zu werden.

Diese Einstellung wird dir auch in Beziehungen sehr stark helfen – denn nun dürfen auch andere Menschen einfach sie selbst sein, so wie du auch.

Unterstützung bei der Umsetzung findest du hier:

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