Raus aus dem Drama-Dreieck
So befreist du dich aus toxischen Mustern und findest Klarheit
In meinem Blogartikel „Gefangen im Drama-Dreieck“ lernst du das Konzept des Drama-Dreiecks kennen. Hier kannst du dir die einzelnen Rollen genauer ansehen und verstehen, wie Opfer, Retter und Verfolger agieren.
Solange wir innerhalb des Drama-Dreiecks miteinander kommunizieren, können wir Konflikte niemals wirklich lösen. Denn obwohl es möglich ist, innerhalb des Dreiecks die Rollen zu wechseln, sind alle Agierenden im Drama-Dreieck trotzdem noch voneinander abhängig und damit im Drama gefangen.
Aus diesem Grund erfährst du in diesem Blogartikel, wie der Ausstieg aus dem Drama-Dreieck gelingen kann und was es dafür von mindestens einer agierenden Person braucht.
Agieren im Drama-Dreieck: Eine unbewusste Entscheidung
Um aus dem Drama-Dreieck aussteigen zu können, müssen wir zunächst einmal verstehen, dass wir eine unbewusste Entscheidung getroffen haben, darin zu agieren.
Das bedeutet:
Jede*r von uns ist durch die eigene Erziehung und frühere Erfahrungen geprägt worden, die Welt und andere Menschen auf eine ganz bestimmte Weise wahrzunehmen. Das ist grundsätzlich nicht falsch und verwerflich.
Ein Mensch, der zum Beispiel als Kind immer ein wenig hilflos bleiben musste, damit die eigene Mutter sich wichtig fühlte, wird auch im Erwachsenenalter noch dazu tendieren, in seinen Beziehungen eher die Opfer-Rolle einzunehmen. Denn er hat vielleicht grundsätzlich weniger Selbstbewusstsein entwickeln können und die Opfer-Rolle als hilfreiche Überlebensstrategie erkannt.
Jemand, der wiederum in seiner Kindheit häufig für die eigenen Eltern da sein musste und schon früh viel zu viel Verantwortung übernehmen musste, wird vermutlich auch in seinen Erwachsenenbeziehungen davon ausgehen, immer ausschließlich für die andere Person da sein zu müssen. Er*Sie wird daher eher zur Retter-Rolle tendieren.
Ein Mensch, der es sich als Kind nicht leisten konnte, unsicher zu wirken, weil er dafür vielleicht ausgelacht oder runtergemacht worden wäre, wird im Erwachsenenalter häufig die Verfolger-Position einnehmen. Denn in dieser Position kann er sich überlegen fühlen und muss seine eigenen Unsicherheiten und Ängste nicht zeigen.
Diese grundsätzlichen Prägungen können wir uns nicht aussuchen und auch nicht rückgängig machen. Sie führen jedoch dazu, dass wir – solange wir uns nicht bewusst mit der Materie befassen – in Beziehungen immer wieder dieselben Muster (und Dramen) abspulen.
Wenn wir uns mit diesen Rollen identifizieren, dann ziehen wir also unbewusst Menschen an, welche jeweils das „perfekte“ Gegenüber für uns bilden:
- Ein Mensch, der sich in der Opfer-Rolle wohlfühlt, wird – je nach seiner Prägung – entweder immer wieder Retter oder aber Verfolger anziehen.
- Ein Retter wird sich immer wieder ein Opfer suchen, dem er zur Hilfe kommen kann.
- Auch ein Verfolger braucht wiederum ein Opfer, dem er sich überlegen fühlen kann.
Der leichteste Ausweg aus der gewohnten Dynamik besteht dann für viele erstmal augenscheinlich darin, einfach die Rollen zu wechseln. Menschen, die sich also beispielsweise immer als Opfer gefühlt haben, werden nun zum Verfolger und hacken auf ihren bisherigen Rettern herum. Oder Retter, die es satthaben, immer nur für andere da zu sein, schlüpfen in die Rolle des Verfolgers und machen nun das Opfer runter, anstatt ihm – wie bisher – zu helfen.
Doch wie du siehst, sind alle diese Möglichkeiten in Wahrheit kein tatsächlicher Ausstieg aus dem Drama, sondern lediglich eine neue Art, das Drama zu inszenieren.
Wie also kann es uns gelingen, nicht mehr innerhalb des Drama-Dreiecks zu agieren?
Die neutrale Position als Ausweg aus dem Drama
Wie ich schon am Anfang erwähnt habe, braucht es für einen Ausstieg aus dem Drama-Dreieck vor allem erstmal das Bewusstsein, dass wir uns gerade im Drama-Dreieck bewegen. Denn wenn wir verstanden haben, was vorgeht, dann können wir ganz bewusst eine neue Rolle wählen.
Und zwar die neutrale Position.
Die neutrale Position ist eine Position außerhalb des Drama-Dreiecks, die mit etwas Abstand auf die jeweiligen Szenarien blicken kann. Wer sich in der neutralen Position befindet, kann die Anzeichen für eine Inszenierung des Drama-Dreiecks erkennen und sich aktiv dafür entscheiden, nicht mitzuspielen. Und zwar, indem er*sie:
- andere durch sein eigenes Verhalten nicht dazu einlädt, ins Drama-Dreieck einzusteigen (also sich selbst nicht in einer der Rollen inszeniert) UND
- keine Einladungen von anderen annimmt, ins Drama-Dreieck einzusteigen (also nicht darauf reagiert, wenn andere ihm durch ihr Verhalten bestimmte Rollen zuweisen wollen)
Da wir alle grundsätzlich eine Rolle im Drama-Dreieck haben, die wir mit Vorliebe einnehmen, macht es Sinn, diese zu kennen und zu üben, bewusst auszusteigen.
Das kann jeweils anders aussehen:
- Für Menschen mit Opfer-Tendenz: „Ich stärke mein Selbstbewusstsein und erlaube mir, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Ich konzentriere mich darauf, was ich will und übe, Dinge aus eigener Kraft zu erreichen. Ich frage um Hilfe, wenn es nötig ist, ohne mich dabei klein zu fühlen.“
- Für Menschen mit Retter-Tendenz: „Ich lerne, Verantwortung für mich selbst und meine eigenen Bedürfnisse zu übernehmen, anstatt den Märtyrer für andere zu spielen. Ich stelle meine Bedürfnisse vor die der anderen. Ich frage nach, bevor ich annehme, dass jemand wirklich meine Hilfe braucht. Ich entscheide bewusst, wem ich warum helfen möchte.“
- Für Menschen mit Verfolger-Tendenz: „Ich traue mich, meinen eigenen Anteil an der aktuellen Situation zu sehen und nicht nur deinen. Ich übe, meine eigenen Ängste und Unsicherheiten auszuhalten. Ich traue mich, auf Augenhöhe mit anderen Menschen zu agieren und mich nicht hinter falscher Überlegenheit zu verstecken.“
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Drama-Einladungen ignorieren
Wenn wir nun geübt haben, unsere eigenen Lieblingsrollen zu reflektieren und uns immer wieder darin stärken, diese nicht mehr einnehmen zu müssen, dann werden wir nach und nach auch in unseren zwischenmenschlichen Begegnungen weniger Drama-Einladungen aussprechen.
Dennoch kann es immer wieder passieren, dass andere Menschen uns in ihr Drama-Dreieck einladen möchten. Die Kollegin auf der Arbeit, der Bekannte aus dem Sportverein, die Tante auf der Familienfeier oder auch der*die eigene Partner*in.
Hier ist es wichtig, diese Einladungen zu erkennen und zu üben, sie zu ignorieren. Auch dazu ist es hilfreich, unsere eigene Lieblingsrolle zu erkennen. Wenn wir beispielsweise zur Opferrolle tendieren, werden wir instinktiv rasch auf Retter- oder Verfolger-Einladungen anspringen:
- Etwa auf die Retter-Tante, die die Single-Nichte vor Einsamkeit retten will. („Komm doch einfach einmal die Woche bei mir vorbei, wir können gemeinsam ins Theater gehen oder ich koch dir einen Tee. Es muss ja so schwer sein, das alles ohne Mann zu schaffen!“) Diese Drama-Einladung dürfen wir dankend ablehnen. („Danke, ich fühle mich aktuell sehr wohl in meinem Leben und ich bin nächste Woche schon mit einer Freundin im Theater.“)
- Oder auf den Verfolger-Kollegen, der auf der Arbeit immer einen Sündenbock braucht. („Jetzt hast du die Statistik schon wieder nicht richtig abgeliefert. Ich habe es nur mit Idioten zu tun!“) Statt der Opferrolle schlüpfen wir in die neutrale Position und lehnen die Drama-Einladung ab. („Du kannst mir gerne konstruktives Feedback zu meiner Arbeit geben. Weitere Beschimpfungen halte ich im Arbeitsumfeld jedoch für nicht angebracht und werde sie an die Geschäftsführung melden.“)
Wenn du das Gefühl hast, dass du dich / ihr euch im Kreis dreh(s)t und alleine nicht weiterkomm(s)t, empfehle ich dir/euch professionelle Begleitung – Ein Coaching oder eine Paarberatung ist die Abkürzung aus dem Drama und hilft dir oder euch, die Probleme zu lösen. HIER findest du alle Infos zu den Beratungspaketen bei Melanie und ihren Mitarbeiterinnen.
Als Mensch mit Retter-Tendenz dürfen wir lernen, Opfer-Einladungen abzulehnen:
- Etwa die des Bekannten aus dem Fitnessstudio, der uns jeden Donnerstag beim Workout von seinem anstrengenden Leben erzählt. (Wir können zuhören, aber solange wir nicht um Rat gebeten werden, mischen wir uns nicht weiter ein. Oder wir benutzen das nächste Mal unser Headset und hören Musik.)
Dieses bewusste Aussteigen aus unseren präferierten Rollen im Drama-Dreieck, das Ignorieren von Drama-Einladungen und das Einnehmen einer neutralen Position kann etwas Übung erfordern.
Außerdem kann es sein, dass Menschen in deinem Umfeld, die bisher mit dir auf Basis der bekannten „Spielregeln“ interagiert haben, sich nun vor den Kopf gestoßen fühlen und versuchen, neue Rollen einzunehmen oder „dringlichere“ Einladungen auszusprechen.
Hier ist es wichtig, deine neutrale Position standhaft zu vertreten.
Wenn eine Person in einem sozialen Gefüge eine neue Rolle einnimmt und damit aus dem Drama-Dreieck aussteigt, dann kann das natürlich weitreichende Folgen auf die Beziehungsdynamik haben (entweder in der Partnerschaft, im Kollegium auf der Arbeit, im Freundeskreis, in der Familie, usw.). Denn nun haben auch alle anderen das Problem, kein Gegenüber mehr zu haben, um ihre gewohnten Rollen (und damit Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster) abzuspulen.
Dies kann sich oft chaotisch anfühlen und zu völlig neuen Konflikten führen. Diese Konflikte sind jedoch dann meist jene, die tatsächlich geführt werden sollten – denn es sind nun nicht mehr die „Scheinkonflikte“ auf der oberflächlichen Ebene des Drama-Dreiecks, sondern die tieferliegenden, die unseren Rollen im Drama-Dreieck zugrunde liegen.
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