Der Drang nach Anerkennung: So findest du zurück zu dir selbst

Die Idee zum Blogartikel kommt wieder aus unserer Zuhörer*innenschaft – und da es sich um ein Thema handelt, das viele von uns auf die eine oder andere Art und Weise betrifft, eignet es sich toll, um einen Blogartikel und eine Podcastfolge draus zu machen. Und zwar geht es um unser Bedürfnis nach Anerkennung.

Die Hörerin fragte:

“Was kann man tun, wenn man viel Anerkennung braucht (dass einen andere attraktiv, sympathisch und bewundernswert finden) und sich das auch täglich im Leben widerspiegelt (bspw. durch ständige Veränderungen des Aussehens, indem man oft zum Friseur geht, viel zu viele Klamotten und Kosmetik kauft, nur in der Hoffnung, dass andere einen dann schöner finden, man viel S.ex mit anderen Männern möchte, um sich attraktiv zu fühlen, obwohl man eigentlich ein Beziehungsmensch ist, usw.)? Interessant wäre auch zu wissen, wie man unterscheiden kann, welche Handlungen man macht, nur um Anerkennung zu bekommen und welche, weil es einem wirklich gefällt oder gut tut.”

Das ist ein spannendes Thema, da unser Bedürfnis nach Anerkennung ja auch andere Bereich unseres Lebens betreffen kann.

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Diese Hörerin bezieht es jetzt vor allem auf ihr Äußeres und auf ihre Attraktivität. Aber es gibt auch Menschen, die beispielsweise in der Arbeit Anerkennung suchen, deshalb Überstunden machen, es dem*der Chef*in um jeden Preis rechtmachen wollen, viel Lob brauchen, usw. Oder Menschen, die ein bestimmtes Hobby haben und hier nach Anerkennung suchen – zum Beispiel sportliche Wettkämpfe, starkes Leistungsdenken, etc. 

Es gibt also unterschiedliche Lebensbereiche, in denen wir – mal mehr, mal weniger – auf der Suche nach Anerkennung sind.

Woher kommt dieses Bedürfnis genau und wie können wir unterscheiden, ob es in einem ‘gesunden Rahmen’ stattfindet oder ob es etwas ist, das wir uns genauer ansehen dürfen.

Anerkennung und Selbstwerterhöhung als psychisches Grundbedürfnis

Zunächst einmal dürfen wir verstehen, dass jeder Mensch ein natürliches Bedürfnis nach Anerkennung in sich trägt. Das Bedürfnis nach Anerkennung und Selbstwerterhöhung zählt zu den psychischen Grundbedürfnissen des Menschen.

Dazu zählen außerdem das Bedürfnis nach Bindung, das Bedürfnis nach Autonomie und das Bedürfnis nach Lustbefriedigung.) 

Als Kinder ist es also notwendig für uns, dass wir uns von unseren Bezugspersonen emotional gesehen und anerkannt fühlen. Wir brauchen Menschen, die uns loben, wenn wir ein schönes Bild gemalt haben, die uns sagen, dass wir gut tanzen oder singen oder schreiben oder turnen können.

Kinder leben ihre Talente auf natürliche Weise aus und suchen in ihren Bindungspersonen nach Anerkennung und Bestärkung. Wenn ein Kind also beispielsweise immer wieder hört, dass es gut singen kann, dann wird es dieses Talent wahrscheinlich einfacher leben und fördern können, als wenn demselben Kind gesagt wird, dass es doch bitte leise sein und den Mund halten soll. Usw. 

Kinder tendieren außerdem dazu, ihren Selbstwert über jene Attribute und Fähigkeiten zu definieren, die von den Bezugspersonen besonders positiv gespiegelt werden.

Wenn einem Kind oft gesagt wird, dass es hübsch ist, wird es sich z.B. stärker über sein Aussehen definieren. Anderen Attributen und Fähigkeiten, die weniger wahrgenommen werden, wird hingegen auch das Kind weniger Aufmerksamkeit schenken. Ein Kind, das z.B. wahnsinnig gerne und viel schreibt, aber dafür nie besondere Anerkennung bekommt, dafür aber für jedes Tor beim Fußball gelobt wird, wird eher dazu tendieren, Fußball zu spielen als zu schreiben.

Durch die Einstellungen und Handlungen der unmittelbaren Bezugspersonen entwickelt ein Kind also sein Selbstwertempfinden.

Doch auch im Erwachsenenalter ist das Bedürfnis nach Anerkennung noch immer wesentlich für jeden Menschen. (Und zwar unabhängig davon, ob wir als Kind viel oder wenig Anerkennung bekommen haben.) Denn wir sind darauf konditioniert, unser Selbstwertempfinden in Interaktion mit anderen zu erfahren.

Wir hören also nie auf, uns Anerkennung von anderen Menschen zu wünschen. Unser Bedürfnis, wahrgenommen, gesehen und wertgeschätzt zu werden, bleibt unser Leben lang bestehen.

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Das Anerkennungsglas

Nun gibt es aber Abstufungen in der Ausprägung unseres Bedürfnisses nach Anerkennung:

  • Menschen, die als Kind eine sichere Bindung zu ihren Bezugspersonen erfahren haben und sich in ihrem Selbstwert stark fühlen, brauchen und schätzen es ebenfalls, anerkannt zu werden. Sie sind jedoch in sich bereits so sicher, dass sie mit einem Mangel an Anerkennung im Außen leichter umgehen können
  • Menschen jedoch, die in ihrer Kindheit wenig Anerkennung erfahren haben oder die bestimmte Aspekte ihrer selbst nicht genügend leben durften, werden eher dazu tendieren, weiterhin mehr Anerkennung im Außen zu suchen, um diesen grundsätzlichen Mangel aufzufüllen.

Du kannst es dir ein bisschen so vorstellen, als hätte jeder Mensch in seiner Kindheit ein leeres Glas, wo die Bezugspersonen positive, anerkennende Erfahrungen hineinfüllen können.

Ein Mensch, dessen Glas bereits in frühen Jahren gut gefüllt wurde, ist es ganz natürlich gewöhnt, mit einem vollen Anerkennungsglas durch die Welt zu gehen und wird sich eher wundern, wenn jemand im Außen mal einen blöden Kommentar schiebt.

Jemand, dessen Glas jedoch in frühen Jahren nur halb gefüllt wurde, ist es gewöhnt, immer ein bisschen zu wenig zu haben und wird eher versuchen, dieses Glas im Erwachsenenleben endlich vollzukriegen – und zwar auf die unterschiedlichste Art und Weise.

Manche Menschen opfern sich im Job auf und überarbeiten sich, bis sie ausbrennen, um von anderen anerkannt zu werden. Andere Menschen – wie unsere Hörerin – möchten mit ihrer Attraktivität punkten, müssen sich ‘bewundernswert und sexy’ fühlen, brauchen extrem viel Bestätigung vom anderen Geschlecht, usw.

Nie genug! – Die ewige Suche

Der Unterschied zwischen einem Menschen, der in seinem Bedürfnis nach Anerkennung gesunde Verhaltensweisen zeigt und jemandem, der ein übertriebenes Bedürfnis nach Anerkennung hat, ist einfach:

Menschen, die zu stark nach Anerkennung suchen, haben das innere Gefühl, niemals genug davon zu bekommen.

Im Fall unserer Hörerin ist das ganz gut ersichtlich, denn sie schreibt, dass sie ganz viel S.ex mit unterschiedlichen Männern braucht, dass sie viel zu viele Klamotten und Kosmetika braucht, usw. Das bedeutet: Egal wie viele Männer sie im Bett hat, egal wie viele Klamotten sie hat – es ist nie genug. Das Bedürfnis nach Anerkennung bleibt trotzdem bestehen. 

Ein Mensch mit einem gesunden Bedürfnis nach Anerkennung kann im Gegensatz dazu die Anerkennung, die er bekommt, tatsächlich annehmen, ohne sofort in der Sekunde noch mehr davon zu brauchen.

Unsere Hörerin schreibt auch, dass sie ‘eigentlich ein Beziehungsmensch’ ist. Das bedeutet, sie wünscht sich eigentlich Intimität und Nähe – aber es gibt diesen anderen Teil, dem es nicht reicht und der noch von anderen Männern gesehen und anerkannt werden muss.

Selbst-Anerkennung

Was können wir also tun, um mit einem übersteigerten Bedürfnis nach Anerkennung besser umzugehen und dadurch entspanntere Beziehungen zu führen – sowohl mit uns selbst als auch mit anderen?

Und wie können wir unterschieden, was unsere tatsächlichen eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind – und was wir aus unserem Bedürfnis nach Anerkennung heraus (für andere) tun?

Dazu teile ich gerne einige Impulse mit dir:

1. Untersuche deine Verhaltensweisen mit Neugier – und nicht mit Abwertung:

Verurteile dich erstmal nicht selbst für deine Muster und Verhaltensweisen, sondern sei froh, dass sie dir bewusst sind. (Vielen Menschen fällt das ihr ganzes Leben lang nicht auf!)

Schau, ob du einen liebevollen und neugierigen Blick für dich selbst entwickeln kannst, so als wärst du ein*e Forscher*in, der*die die eigenen Verhaltensweisen mal ein bisschen genauer untersuchen möchte.

Frag dich:

  • Woraus genau beziehe ich Anerkennung?
  • Wie genau sehen meine Verhaltensweisen aus?
  • Was möchte ich mit meinen Verhaltensweisen erreichen?

Im Beispiel meiner Hörerin: “Es gibt mir einen Kick, wenn ein Mann mit mir flirtet und mir Komplimente macht.” oder: “Ich fühle mich kurz bestärkt, wenn ich neue Klamotten kaufe und besonders schön aussehe, denn dann habe ich das Gefühl, die Aufmerksamkeit von Männern kontrollieren zu können.” usw.

2. Gehe dem Gefühl DAHINTER auf den Grund

Im zweiten Schritt frag dich:

  • Wenn du diese Muster und Verhaltensweisen heute ablegen würdest, wie würdest du dich dann fühlen? Also z.B.: Wenn du nicht mehr shoppen gehen würdest und zur nächsten Veranstaltung ungeschminkt erscheinst, wenn dich evtl. kein Mann anflirtet, weil du durch dein Aussehen nicht auffällst – wie würdest du dich fühlen? Das ist nämlich genau das Gefühl, das du versuchst, zu vermeiden. Achte auch auf die Gedanken, die bei dieser Vorstellung in dir hochkommen.
  • Was würdest du denken, wenn niemand mit dir flirtet und niemand dir Komplimente macht? Hier verstecken sich oft viele Hinweise darauf, was du vielleicht in deiner Kindheit von deinen Bezugspersonen vermisst hast. (Z.B. “Ich fühle mich traurig, schüchtern und unsicher”, “Ich habe das Gefühl, niemand mag mich wirklich”, “Ich wünsche mir, dass mein Vater mir einmal zuhört, aber ich werde so oft ignoriert,” usw.usf.)

Diese Gedanken und Gefühle sind die eigentliche Baustelle. Hier ist das ‘leere Glas’, das es nachträglich zu füllen gilt. 

3. Nimm dir Zeit für dich allein und folge deinen eigenen Impulsen

Wenn das Streben nach Anerkennung viele Verhaltensmuster in deinem Leben geprägt hat, kann es schwierig sein, diese von heute auf morgen abzulegen. Das musst du auch nicht. Aber du kannst dir zusätzlich Zeit und Raum nehmen, um neue Verhaltensweisen zu etablieren.

Dazu ist es erstmal wichtig, dich selbst besser kennenzulernen und die Verbindung zu dir und deinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu stärken.

Dabei kann es helfen, mal die Aufmerksamkeit von außen (anderen Männern, Shopping…) abzuziehen und dir Zeit zu nehmen, um deine inneren Impulse kennenzulernen.

Wenn dir im Außen niemand zusieht und dich niemand bestätigt:

  • Welche Wünsche, Interessen, Vorlieben – z.B. auch welcher Kleidungsstil – kämen denn dann aus dir selbst heraus?
  • Was würdest du gerne tun, gerne erleben, gerne ausprobieren?
  • Welches Hobby hättest du?
  • Wie würdest du dich anziehen?
  • usw.

Gib dir Zeit, diese Fragen zu erforschen und vielleicht Neues auszuprobieren, das einem inneren Impuls – und nicht einem äußeren Bedürfnis nach Anerkennung – entspringt.

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