Begegnungen mit den Affärenpartner

Begegnungen mit dem Affärenpartner meistern

Wenn die Wunde auf den Auslöser trifft

Per Mail erreichte mich vor Kurzem eine interessante Anfrage für eine Podcastfolge. Und zwar schrieb mir ein Mann, der von seiner Frau betrogen wurde.

Die Affäre ist mittlerweile beendet und sie sind noch ein Paar, allerdings ist der ehemalige Affärenpartner seiner Frau einer seiner Arbeitskollegen. Das bedeutet, er ist nach wie vor häufig in Kontakt mit ihm und beschreibt diese Situationen als „komplettes Gefühlschaos bzw. sehr herausfordernd und nur schwer auszuhalten“.

Er wünscht sich nun in einer Podcastfolge ein paar Tipps, wie er solche Kontakte mit dem Affärenpartner seiner Frau besser mit sich vereinbaren kann, ohne nachher tagelang daran knabbern zu müssen.

Es gibt ja in diese Richtung schon eine Podcastfolge – allerdings geht es hier darum, wie man nach einer beendeten Affäre miteinander umgehen kann, wenn man sich weiterhin sieht, beispielsweise am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis.

Diese Folge behandelt jedoch die Sichtweise der beiden ehemaligen Affärenpartner*innen. 

Heute wollen wir also den Aspekt beleuchten, wenn die betrogene Person auf den*die Affärenpartner*in des*der eigenen Partner*in trifft.

Denn wir haben tatsächlich im Team über dieses Szenario gesprochen und sind draufgekommen, dass viele von uns eine oder sogar mehrere Personen kennen, die genau in einer solchen Situation sind bzw. waren. Viele Affären finden nämlich im gemeinsamen Freundeskreis, oder beispielsweise in dörflichen Verhältnissen statt, wo jeder jeden kennt. Oder, wie wir es eben von unserem Podcasthörer gehört haben: auf der Arbeit.

In solchen Settings ist es dann fast unvermeidlich, sich gegenseitig immer wieder mal zu treffen. Denn kaum jemand möchte aufgrund einer Affäre den eigenen Job kündigen oder das Haus verkaufen und in ein anderes Dorf ziehen. Es ist also sinnvoll, sich selbst das Leben zu erleichtern, indem man einen guten Umgang mit sich selbst pflegt und lernt, die schwierigen Situationen, in denen man als Betrogene*r den*die ehemalige*n Affärenpartner*in trifft, besser auszuhalten bzw. zu managen. 

Was dir dabei helfen kann, sehen wir uns heute an. 

Identifiziere deine Gedanken und Gefühle

Zunächst ist es einmal hilfreich, selbst zu reflektieren, was genau für dich so schwierig ist, wenn du den*die ehemalige*n Affärenpartner*in deines*deiner Partner*in triffst. Denn allgemeine Aussagen wie: „Das ist ein Gefühlschaos!“, bringen dich nicht wirklich weiter. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass es nicht unbedingt ein Spaziergang ist, die Person zu treffen, mit der dich dein*e Partner*in betrogen hat. Aber: Es ist hilfreich rauszufinden, was genau in diesen Situationen dann in deinem Kopf vorgeht. Wovor hast du Angst bzw. was genau ist so unangenehm? 

  • Hast du Angst davor, dass die Affäre wieder startet?
  • Fühlst du dich dem*der Affärenpartner*in in irgendeiner Weise unterlegen? (Er*Sie sieht besser aus, ist jünger, ist lustiger, ist dünner, ist erfolgreicher, …)
  • Denkst du an alles, was du von deinem Partner/deiner Partnerin über die Affäre erfahren hast und hast deshalb ein Kopfkino, wenn du ihn*sie siehst?
  • Ist es dir unangenehm, dass die Person auch etwas über dich weiß, weil dein*e Partner*in mit ihm*ihr über dich geredet hat?
  • Bist du wütend auf die Person, weil ihr selbst befreundet wart oder du ihm*ihr vertraut hast?
  • Hast du Angst davor, was die anderen Menschen auf der Arbeit/im Dorf/im Freundeskreis über euch bzw. über die Situation denken?
  • Was genau denkst du über ihn*sie und über die Situation, in der ihr seid bzw. wart?

Fakt ist nämlich: Es gibt völlig unterschiedliche Gründe, aus denen die Situation so unangenehm sein kann. Es ist beispielsweise ein großer Unterschied, ob du fürchtest, dass die Affäre wieder startet, oder ob du „lediglich“ daran erinnert wirst, dass deine Frau und der Kollege es im Kopierraum getrieben haben. Beides ist nicht toll – verständlich! – aber in beiden Fällen wird es unterschiedliche „Gegengedanken“ brauchen, um die Situation für dich zu entschärfen.

Ebenso ist es hilfreich, deine Gefühle unter die Lupe zu nehmen. Was genau fühlst du, wenn du ihm*ihr begegnest? Ist da

  • Wut, Scham, Unsicherheit, Angst, Eifersucht – oder eine Mischung aus allem?

Versuche, deine Gedanken, Ängste und Gefühle möglichst genau zu benennen und schreib sie dir gerne auch auf. Wenn du dir nämlich darüber bewusst bist, was genau in dir vorgeht, dann kannst du auch bewusst gegensteuern bzw. neue Gefühle und Gedanken etablieren!

Stehe zu dir und deinen Entscheidungen

Im zweiten Schritt ist es wichtig, dir immer wieder klar zu machen, wofür du dich in dieser Situation entscheidest bzw. entschieden hast. Ganz häufig bleiben betrogene Personen nämlich relativ lange in der passiven Rolle stecken. Sie sehen sich als Opfer der Umstände, schließlich wurden sie hintergangen und haben die Situation, in der sie sich nun befinden, nicht absichtlich und bewusst herbeigeführt. (Anders als die Personen, die die Affäre eingegangen sind. Die waren ja konkret an der Entscheidung beteiligt. Wenn also zwei Menschen am Arbeitsplatz eine Affäre eingehen, ist es einfacher im Nachhinein zu sagen: „Okay, dann müsst ihr eben jetzt mit den Konsequenzen klarkommen.“) 

Die betrogene Person jedoch hat sich diese Situation erstmal nicht ausgesucht und nichts dazu beigetragen. (Die Frage, wie die Beziehung vorher gelaufen ist und dass hier auch oft beide Partner*innen dazu beigetragen haben, stellen wir jetzt mal zur Seite.)

Trotzdem – und das betone ich auch in meinen Coachings immer wieder – ist es enorm wichtig, dass auch die betrogene Person früher oder später aus der Opferrolle herausfindet, die Situation akzeptiert und das Beste draus macht. Das bedeutet, du darfst als Betrogene*r in deine Selbstwirksamkeit zurückfinden und ganz konkrete Entscheidungen treffen, die du gut für dich begründest und die mit deinen Wünschen, Zielen und Werten übereinstimmen. Je genauer du diese für dich definierst, desto leichter wird es dir fallen, in deinem Alltag auch unangenehme Situationen auszuhalten. Also beispielsweise ein Aufeinandertreffen mit dem*der Affärenpartner*in. Frage dich also:

  • Warum bin ich bei meinem Partner/meiner Partnerin geblieben?
  • Aus welchen Gründen möchte ich die Beziehung erhalten?
  • Warum habe ich meinem Partner/meiner Partnerin verziehen?
  • Was wünsche ich mir von unserer Zukunft?
  • Wie kann ich selbst dazu beitragen, dass unsere Partnerschaft wieder gut läuft?
  • Was sind meine Werte?
  • Welche Person möchte ich sein, wenn die Dinge schwierig werden?
  • Wie möchte ich mit Herausforderungen umgehen? 
  • Was möchte ich aus dieser Situation lernen bzw. mitnehmen?
  • Wie bin ich als Person an dieser Krise gewachsen?
  • usw.

Wenn dir klar ist, warum du die Entscheidung getroffen hast, in deiner Partnerschaft zu bleiben; wenn du der Krise, die ihr gerade durchlebt, einen übergeordneten Sinn geben kannst; wenn du klare Vorstellungen für deine/eure Zukunft hast – dann kannst du dich auf diese Werte und Vorstellungen auch in unangenehmen Situationen beziehen. Dann kannst du das Treffen mit dem*der Affärenpartner*in beispielsweise reframen und dich fragen:

  • Wie kann ich an dieser Situation wachsen?
  • Wie würde die selbstsichere, entspannte Version von mir auf dieses Treffen reagieren?
  • usw.
Wenn du alleine lernen möchtest, mit deinen Herausforderungen in deiner Partnerschaft umzugehen, sind meine Kurse genau richtig:

Manage deine Gedanken und Gefühle

Fakt ist auch, dass die unangenehmen Treffen mit dem*der Affärenpartner*in mit der Zeit einfacher werden. Je öfter du die Situation bereits ausgehalten hast und je öfter dir dabei nichts passiert ist, desto entspannter wirst du mit der Zeit damit umgehen. Vorausgesetzt, du steigerst dich eben nicht jedes Mal fürchterlich ins Drama rein und ziehst die Situationen vielleicht auch noch mit in deine Partnerschaft. – Was bedeutet das?

Du darfst dir überlegen, ob es sinnvoll ist, nach jedem Treffen auch deine*n Partner*in einzuweihen und dann ganz lange zu besprechen, wie schlimm das für dich war, eventuell noch weitere Fragen zu stellen, noch mehr Details rausfinden zu wollen, usw.

Oder ob es nicht besser ist, die unangenehme Situation zu akzeptieren, aber nicht noch mehr aufzubauschen.

Dafür ist es wichtig, deine Gedanken und Gefühle zu managen. Das bedeutet: Du kennst ja jetzt deine Ängste und Gefühle ganz genau (haben wir bereits in Punkt 1 besprochen). Nun kannst du aktiv gegensteuern. 

Wenn du den*die Affärenparnter*in also triffst, dann kannst du in dir benennen: 

  • „Okay, ich fühle mich gerade extrem wütend und eifersüchtig.“
  • „Ich habe Angst, dass die Affäre wieder startet.“
  • „Ich weiß, sie haben es im Büro getrieben und ich sehe die Bilder richtig vor mir.“
  • „Es macht mich unsicher, dass er*sie so viel jünger ist als ich.“
  • Usw.

Was immer deine Gedanken und Gefühle sind – du kannst sie identifizieren, benennen und dann: AUSHALTEN.

Das ist tatsächlich der unpopuläre Clou an der Sache:

Du kannst in dieser Situation unangenehme Gefühle AUSHALTEN. Du musst nicht darauf reagieren, du musst keinen Streit anzetteln, du musst nicht mit deiner Frau darüber reden, du musst nicht darin versinken.

Du kannst die Gefühle da sein lassen, bis sie wieder vergehen. Mal dauert das vielleicht ein paar Tage, mal ein paar Stunden, irgendwann nur noch ein paar Minuten. Je weniger du die Situation zusätzlich fütterst – mit dramatischen Gedanken, Horrorszenarien in deinem Gehirn, oder irgendwelchen Kurzschlusshandlungen – desto schneller wird dein Gehirn merken: „Oh, so schlimm ist es ja gar nicht.“ Und die unangenehmen Gefühle werden mit der Zeit weniger.

Es hilft dir also, einerseits genau zu reflektieren, was du denkst und fühlst – und andererseits genau zu wissen, was du willst. Dadurch kommst du zurück in deine Selbstwirksamkeit und bist eben nicht mehr das Opfer deiner Gedanken und Gefühle – und auch nicht das Opfer der Umstände. Sondern du sitzt als erwachse Person am Steuer und beeinflusst, was passiert.

Selbst wenn du die Affäre zunächst nicht beeinflussen konntest.

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