Raum halten in Partnerschaft und Erziehung: Wie du wirklich für andere da bist, ohne dich selbst zu verlieren
Kennst du das Gefühl, dass du zwar zuhörst, aber innerlich schon an der Lösung feilst oder im Kopf konterst, was der andere gerade sagt? Willkommen im Alltag der meisten Paare und Eltern.
Dabei gibt es eine Fähigkeit, die Beziehungen massiv entspannen und vertiefen kann: Raum halten. Also innerlich präsent zu bleiben und dem anderen wirklich Platz zu geben, mit allem, was gerade in ihm los ist.
In diesem Artikel schauen wir uns an, was Raum halten genau bedeutet, warum es in Partnerschaft, Freundschaft und Erziehung so ein Gamechanger ist und wie du es ganz praktisch im Alltag üben kannst. Du bekommst konkrete Beispiele und Schritte, die du direkt ausprobieren kannst.
Wenn du dir eine lebendigere Beziehung wünschst – zu dir selbst, zu deinem Partner und zu deinen Kindern – dann lies weiter. Raum halten ist eine der stärksten Beziehungs-Skills, die du dir aneignen kannst.
Was bedeutet es, „Raum zu halten“?
Kurz gesagt: Raum halten heißt
Ich bin jetzt wirklich da – für dich. Nicht für mein Ego, nicht für meine Meinung, sondern für dich.
Es geht darum, deinem Gegenüber zu signalisieren:
Du darfst so sein, wie du gerade bist. Mit deinen Gefühlen, Gedanken, Zweifeln, deiner Wut oder Traurigkeit. Ich höre dir zu, ohne dich zu bewerten und ohne dir sofort meine Lösung überzustülpen.
Typisch im Raumhalten sind innere Haltungen wie:
- Es geht gerade nicht um mich
- Ich will dich wirklich verstehen
- Du musst dich vor mir nicht zusammenreißen
- Deine Gefühle dürfen da sein
Das klingt simpel, ist aber in der Praxis eine ziemliche Übung, weil wir alle unsere Brillen, Meinungen und Trigger mitbringen.
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Mehr InformationenEmpathie ja – aber ohne in den Drama-Pool zu springen
Ein Missverständnis beim Thema Raum halten ist: „Wenn ich empathisch bin, muss ich alles genauso fühlen wie der andere.“
Nee. Bitte nicht.
Empathie heißt:
Ich fühle mit dir und nehme deine emotionale Welt ernst.
Es heißt nicht, dass ich mich komplett mit reinreißen lasse und wir zu zweit im Drama untergehen.
Ein Beispiel:
Deine Freundin wurde betrogen und ruft dich völlig aufgelöst an. Raum halten heißt nicht, dass du sofort mit fluchst und den Partner verteufelst. Es heißt, dass du da bist, zuhörst, ihre Gefühle ernst nimmst und innerlich stabil bleibst. Du bist ihr Anker, nicht ihr Verstärker.
Gerade in der Erziehung ist das Gold wert:
Wenn dein Kind ein Problem in der Schule hat und völlig fertig ist, braucht es dich nicht als zusätzliche Panikquelle, sondern als ruhigen, zugewandten Menschen, der sagt:
„Ich sehe, dass dich das total beschäftigt. Erzähl mir, was passiert ist.“
Raum halten heißt: Ich löse dein Problem nicht sofort für dich
Wir Menschen lieben Lösungen. Am liebsten schnell.
Deshalb rutschen wir in Gesprächen reflexartig in solche Sätze:
- „Dann sag ihm halt einfach …“
- „Weißt du, bei mir damals war es so …“
- „Du musst das nur mal anders sehen.“
Beim Raum halten ist das anders.
Da geht es nicht darum, möglichst clever zu sein, sondern darum, deinem Gegenüber zu erlauben, seine eigenen Gedanken und Lösungen zu finden.
Du signalisierst:
„Ich bin an deiner Seite. Wenn du meine Sicht hören willst, sag Bescheid. Bis dahin höre ich dir zu und vertraue darauf, dass du deinen Weg findest.“ Gerade Kinder profitieren enorm davon, wenn Erwachsene nicht sofort alles aus dem Weg räumen, sondern sie unterstützen, eigene Strategien zu entwickeln. Natürlich altersabhängig – aber der Grundgedanke bleibt: Nicht alles kommentieren, nicht alles fixen, sondern begleiten.
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Vorurteilsfrei bleiben: Die Tassen-Metapher
Ein schönes Bild für das Raumhalten ist die Tassen-Metapher von Tobi Beck:
Du bist die Tasse.
Der andere ist der Inhalt.
Deine Aufgabe als Tasse ist es, den Rahmen zu halten. In deiner Tasse ist Platz für den anderen, so wie er gerade ist. Du versuchst nicht, den Inhalt zu verändern, zu verdünnen oder zu bewerten.
Und jetzt mal ehrlich:
Völlig vorurteilsfrei zu sein, ist alles andere als selbstverständlich. Wir alle haben Prägungen, Erfahrungen und Meinungen. Unsere erste spontane Reaktion ist oft Bewertung.
Raum halten ist deshalb nichts, was man „einfach hat“. Es ist Training:
- innehalten
- das eigene Urteil bemerken
- bewusst innerlich einen Schritt zurücktreten
- wieder neugierig werden
„Interessant, dass du das so empfindest. Erzähl mir mehr.“
Wenn du das Gefühl hast, dass du dich / ihr euch im Kreis dreh(s)t und alleine nicht weiterkomm(s)t, empfehle ich dir/euch professionelle Begleitung – Ein Coaching oder eine Paarberatung ist die Abkürzung aus dem Drama und hilft dir oder euch, die Probleme zu lösen. HIER findest du alle Infos zu den Coachingpaketen.
Privates vs. professionelles Raumhalten
Das Konzept Raum halten kommt stark aus dem Coaching- und Therapiebereich. Professionell bedeutet:
- Ich bin nicht privat involviert
- Ich halte einen neutralen Raum für deine Themen
- Ich habe kein eigenes Ziel für dein Leben
- Ich bekomme von dir außer dem Honorar nichts zurück
In Beziehungen sieht das anders aus. Und das ist wichtig zu verstehen.
Raum halten in der Partnerschaft
In einer Paarbeziehung kannst du nicht 24/7 die neutrale Raumhalterin sein.
Du bist:
- emotional involviert
- von Entscheidungen betroffen
- selbst mit Bedürfnissen und Grenzen ausgestattet
Das heißt:
Ihr könnt euch abwechseln. Mal hältst du den Raum für deinen Partner. Ein andermal hält er den Raum für dich.
Wichtig ist, dass du klar trennst:
- Jetzt bin ich wirklich nur zum Zuhören da
- Später sprechen wir darüber, was das für mich bedeutet
Beispiel:
Dein Partner erzählt von Stress im Job. Raum halten heißt erstmal: zuhören, nachfragen, Verständnis zeigen. Nicht direkt jammern: „Bei mir ist es aber auch so schlimm!“ Auch wenn das stimmt, es ist gerade nicht der Moment.
Raum halten in der Erziehung
Mit Kindern ist die Rolle wieder anders.
Du bist sehr viel länger in der „Raumhalter-Rolle“, weil du verantwortlich bist und dein Kind deinen emotionalen Rahmen braucht.
Typische Situationen:
- dein Kind kommt frustriert von der Schule
- Streit mit der besten Freundin
- Angst vor einer Klassenarbeit
Statt: „Ach, das ist doch nicht so schlimm“ oder „Jetzt stell dich nicht so an.“
Besser: „Okay, das hat dich echt getroffen. Erzähl mir, was passiert ist. Ich bin da.“
Du musst nicht alles gutheißen, was dein Kind fühlt. Aber du kannst einen Raum schaffen, in dem diese Gefühle existieren dürfen.
Wie du Raum halten im Alltag üben kannst
Raum halten ist eine Kompetenz. Und Kompetenzen lernt man durchs Tun.
Hier ein möglicher Fahrplan für dich:
1. Präsenz: Handy weg, Aufmerksamkeit hin
Wenn dir jemand etwas Wichtiges erzählt, leg dein Handy weg, schau hin, atme.
Signalisiere auch nonverbal: Ich bin da.
2. Innerlich auf „Verstehen“ statt auf „Recht haben“ schalten
Frag dich:
„Will ich gerade überzeugen oder verstehen?“
Beim Raum halten gewinnt das Verstehen.
3. Nachfragen statt interpretieren
Typische Fragen:
- „Wie fühlt sich das für dich an?“
- „Was war für dich der schwierigste Moment?“
- „Was wünschst du dir gerade von mir?“
Das lenkt den Fokus weg von deiner Geschichte hin zu seiner/ihrer inneren Welt.
4. Pausen aushalten
Viele von uns werden nervös, wenn im Gespräch Stille entsteht.
Raum halten heißt, diese Pausen nicht sofort mit Ratschlägen oder Geschichten zuzuklatschen, sondern dem anderen Zeit zu geben, nach innen zu spüren.
5. Eigene Grenzen kennen
Du darfst merken:
„Gerade bin ich zu müde, um dir guten Raum zu halten.“
Dann kannst du ehrlich sagen:
„Mir ist wichtig, was du zu erzählen hast. Ich bin gerade platt. Können wir später in Ruhe sprechen?“
Das ist nicht egoistisch, sondern verantwortungsvoll. Raum halten funktioniert nur, wenn du halbwegs in deiner eigenen Mitte bist.
Typische Stolperfallen beim Raum halten
Damit du dich nicht unnötig fertig machst, hier ein paar Klassiker, die fast allen passieren:
- Du rutschst ins Bewerten: „So schlimm ist das doch gar nicht.“
- Du machst es zu deiner Geschichte: „Ja, das kenne ich, bei mir war es damals so …“
- Du löst, bevor du zugehört hast: „Dann mach halt…“
- Du verlierst dich in der Emotion des anderen und bist hinterher selbst völlig fertig
Alles menschlich.
Wichtig ist, dass du es bemerkst und wieder zurück in die Haltung gehst:
„Stopp. Es geht gerade um dich. Ich höre wieder zu.“
Fazit: Raum halten als Beziehungs-Superkraft
Raum halten in Partnerschaft und Erziehung heißt:
- Du bist präsent
- Du bist empathisch, ohne mitzudramatisieren
- Du löst nicht alles sofort
- Du bewertest weniger und fragst mehr
- Du kennst deine Rolle und deine Grenzen
Damit schenkst du den Menschen an deiner Seite etwas enorm Wertvolles:
Das Gefühl, gesehen, gehört und gemeint zu sein. Und genau daraus entstehen Nähe, Vertrauen und persönliche Entwicklung – bei dir und bei deinem Gegenüber.
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