Gefangen im Drama-Dreieck

Warum wir in toxische Rollen schlüpfen – und wie du sie erkennst

Das Drama-Dreieck ist ein Konzept aus der Transaktionsanalyse, das uns dabei unterstützen kann, bestimmte – nicht hilfreiche – Beziehungsdynamiken zu verstehen und anschaulich zu machen. 

Das Konzept beruht auf der Annahme, dass wir in allen unseren Beziehungen – egal ob partnerschaftlich, privat oder beruflich – gerne unbewusst bestimmte Rollen einnehmen, welche wir dann in der jeweiligen Begegnung „spielen“.

Je nachdem, wie wir geprägt sind und welche Rollen uns häufig von Kindheit an am bekanntesten sind, übernehmen wir in unseren heutigen Beziehungen als Erwachsene meist einen bestimmten Part – und zwar ohne uns bewusst dafür zu entscheiden.

Welche Rolle wir einnehmen, beeinflusst immer auch, wie wir über uns selbst, über unser Gegenüber und über unsere jeweilige Beziehung denken. Unsere Rolle hat Einfluss auf unsere Gefühle und Handlungen und in letzter Konsequenz auch darauf, wie wir dem Leben generell gegenüberstehen.

Das Konzept des Drama-Dreiecks hilft uns dabei zu verstehen, welchen Part wir in unseren Beziehungen einnehmen und warum wir das tun. Durch diese Veranschaulichung haben wir die Chance, uns unser Verhalten bewusst zu machen – und können schließlich wählen, aus dem Drama-Dreieck auszusteigen.

Denn: Solange wir uns im Drama-Dreieck bewegen – und zwar egal in welcher Rolle! – werden unsere Beziehungen geprägt sein von hohem Konfliktpotential und immer wiederkehrenden negativen Gefühlen. Was das Drama-Dreieck nämlich auszeichnet, ist, dass sich alle Akteure früher oder später schlecht fühlen, solange sie darin „gefangen“ sind.

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Also sehen wir uns die einzelnen Rollen im Drama-Dreieck einmal genauer an:

1. Das Opfer

Du kannst dir das Drama-Dreieck vorstellen wie ein Dreieck, dessen Spitze nach unten weist. An dieser untersten Position befindet sich die Rolle des Opfers. Menschen, die im Drama-Dreieck die Opfer-Rolle einnehmen, präsentieren sich häufig als hilflos und machtlos. Sie geben anderen den Eindruck, bestimmte Dinge nicht alleine lösen zu können und auf andere Personen angewiesen zu sein. 

Wichtig ist hier zu verstehen: Die „Opfer“ im Drama-Dreieck sind keine echten Opfer! Echte Opfer sind überwältigenden Situationen tatsächlich ausgeliefert und auf Hilfe angewiesen.

Beispielsweise jemand, der in einem Autounfall verletzt wurde oder jemand, der gerade überfallen wurde. Diese Menschen brauchen in Notsituationen Unterstützung. Sobald die Notsituation jedoch abgewendet ist, kann (früher oder später) wieder eine neutrale Position eingenommen werden.

Opfer im Drama-Dreieck befinden sich jedoch meist nicht in tatsächlichen Notsituationen, sondern haben es sich in ihrem Leben zur Gewohnheit gemacht, die Opfer-Rolle einzunehmen.

Wenn andere dann zur Hilfe kommen, zeigen sie keinen echten Willen zur Veränderung und keine Anstrengung, die Situation, in der sie sich befinden, zu verlassen. Stattdessen laden sie immer wieder Menschen ein, ihnen zur Hilfe zu kommen und machen es sich in der Opfer-Rolle bequem. 

Beispiele für Menschen, die die Opferrolle einnehmen, sind etwa:

  • Der Arbeitskollege, der immer Hilfe und Unterstützung von anderen braucht, weil er ständig krank ist, das letzte Seminar verpasst hat, soviel privaten Stress hat, usw.usf. 
  • Die ältere (aber gesunde) Mutter, die sich bei ihrem erwachsenen Sohn permanent beklagt, dass ihr Leben so schlecht ist, dass alles so anstrengend ist, dass sie dieses und jenes nicht schafft, dass sie immer alleine ist, usw.usf. 

Dem Opfer gegenüber stehen die zwei weiteren „Spitzen-Positionen“ des Drama-Dreiecks.

2. Der Retter

Im Gegensatz zum Opfer ist der Retter im Drama-Dreieck davon überzeugt, anderen Menschen unter allen Umständen zur Hilfe kommen zu müssen.

Retter werden daher auf den ersten Blick meist als großzügige, besonders aufmerksame und hilfsbereite Menschen wahrgenommen. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass sie grundsätzlich von allen Menschen annehmen, diese seien auf ihre Unterstützung angewiesen. 

Sie haben also ebenso nichts mit echten Rettern zu tun. Echte Retter sind in Notsituationen wichtig: Etwa, wenn jemand droht zu ertrinken und die rettende Person zur Hilfe kommt. 

Ein Retter im Drama-Dreieck braucht jedoch keine wirklich bedrohliche Situation, um zum Retter zu werden. Stattdessen geht er grundsätzlich davon aus, für andere Personen unabdingbar zu sein.

Retter sind besonders fokussiert auf die Defizite anderer Personen und sehen dort ihre Möglichkeit, in ihrer Rolle zu glänzen. Denn sie haben die unterbewusste Überzeugung, in einer Beziehung immer mehr geben zu müssen, um geschätzt, geliebt und gebraucht zu werden. Das führt dazu, dass sie ihrem Gegenüber die Fähigkeit absprechen, eigene Lösungen zu finden oder sich selbst zu helfen.

Beispiele für Retter sind etwa:

  • Die Arbeitskollegin, die sich sofort auf den neuen Praktikanten fokussiert, um ihm unter die Arme zu greifen, bevor dieser noch eine Frage gestellt hat
  • Die „fürsorgliche“ Tante, die der Nichte auf der Familienfeier sagt, sie könne jederzeit vorbeikommen, weil sie doch Single und so alleine sei – ohne nachzufragen, ob sich die Nichte tatsächlich einsam fühlt

Das besondere Merkmal an Rettern im Drama-Dreieck ist, dass sie ganz häufig das neutrale Verhalten ihres Gegenübers so interpretieren, als bräuchte er*sie Hilfe oder Unterstützung. Sie drängen also ihr Gegenüber oft ungewollt in eine Opfer-Position, obwohl diese sich aus eigener Sicht überhaupt nicht dort befinden.

3. Der Verfolger / Der Täter

Die dritte und letzte Position im Drama-Dreieck ist die des Verfolgers. (In manchen Modellen wird hier auch von der Täter-Position gesprochen.)

Der Verfolger geht davon aus, dass er in sozialen Kontexten die einzige Person sei, die die Sache „richtig“ betrachtet. Seine Grundhaltung ist: „Ich bin in Ordnung, alle anderen sind nicht in Ordnung.“ 

Menschen, die sich häufig in der Verfolger-Position verorten, suchen generell die Schuld für alle möglichen Fehler und Vorkommnisse bei anderen. Sie werden häufig als streng, unhöflich, aufbrausend oder dogmatisch wahrgenommen.

Verfolger gehen davon aus, dass sie als einzige wissen, was richtig und was falsch ist und sind häufig extrem überkritisch. Ihr Gegenüber drängen sie dabei sehr schnell in die Opferrolle, denn sie brauchen Menschen, denen sie sich überlegen fühlen können.

Verfolger haben häufig keinen Blick für Gemeinsamkeiten, sondern pochen auf Unterschiede – und denken dabei in Schwarz-Weiß-Kategorien: „Ich bin gut, du bist schlecht.“

Klassische Sätze, die aus dem Mund eines Verfolgers kommen können, sind etwa:

  • Meine Ex ist eine blöde Schlampe, sie hat die Beziehung ruiniert!“
  • „Das sind alles Idioten in dieser Firma.“
  • „Aus dir wird nie was! Du machst alles falsch!“ usw.
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Interaktionen im Drama-Dreieck

Wir haben also jetzt die 3 Positionen im Drama-Dreieck kennengelernt. Spannend ist nun, wie diese in sozialen Situationen (Arbeitsplatz, Freundschaften, Familie, Partnerschaft…) miteinander interagieren.

Das Interessante am Drama-Dreieck ist nämlich, dass wir als Teilnehmende unsere Rollen jederzeit wechseln können – dass aber, solange wir uns innerhalb des Dreiecks befinden, das Drama trotzdem immer vorprogrammiert ist.

Wie könnte das nun aussehen?

Grundsätzlich fühlen wir uns aufgrund unserer Prägung gewissen Rollen im Drama-Dreieck näher. Das bedeutet, solange wir noch weitestgehend unbewusst in Beziehung treten, haben wir eine präferierte Position, die wir einnehmen.

Zum Beispiel der neue Kollege auf der Arbeit betritt erstmal in der „Opfer-Position“ die Bühne. Er wirkt oft überfordert, lässt andere merken, dass er totalen Stress hat und nicht weiterweiß. „Ich weiß echt nicht, wie ich das alles heute noch schaffen soll“, sagt er laut.

Darauf springt die Kollegin aus der Buchhaltung (die sich grundsätzlich in der Retter-Position verortet) sofort an: „Was brauchst du denn? Ich helfe dir. Schau, ich erkläre dir das noch einmal ganz langsam…“, usw. Nun können unterschiedliche Szenarien passieren: 

  • Entweder Opfer und Retter bleiben eine Weile in ihren Rollen, weil sie sich hier gut auskennen. 
  • Oder der neue Kollege ist irgendwann genervt von der Überfürsorglichkeit seiner Kollegin und wechselt in die Verfolger-Position: „Okay, es reicht, du musst mir nicht jeden Tag sagen, was ich tun soll! Du bist nicht meine Chefin! Ich habe außerdem eine viel bessere Ausbildung als du!“
  • Es kann aber auch sein, dass die fürsorgliche Retterin irgendwann findet, dass sie mittlerweile viel zu viele Überstunden macht, um dem neuen Kollegen zu helfen, und deshalb zur Verfolgerin wird: „Okay, ich hab dir ja jetzt wirklich lang genug geholfen, aber wenn du dich weiter so dumm anstellst, dann wirst du wohl nicht mehr lange hierbleiben.“

Was alle Szenarien gemeinsam haben, ist, dass sie sich immer noch innerhalb der Rollen des Drama-Dreicks bewegen. Das bedeutet, die Teilnehmenden wechseln zwar ihre Positionen, es gibt aber keine Auflösung des grundlegenden Konfliktes.

Es geht stattdessen nur darum, wer gerade überlegen ist und wer wem wieviel Energie gibt oder wegnimmt. Die Agierenden im Drama-Dreieck sind also nach wie vor voneinander abhängig. Ihre emotionale Grundstimmung wird in hohem Maße beeinflusst von der jeweils anderen Person.

Auf der Ebene des Drama-Dreiecks können Konflikte also nicht gelöst werden – und demnach keine Beziehungen auf Augenhöhe stattfinden.

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