Die wohlige Wärme des kleinen Erdenbürgers breitet sich in mir aus und ich spüre den schnellen Herzschlag auf meiner Haut. Verträumt betrachte ich ihn und lausche seinem leisen und rhythmischen Knartzen, als sich langsam der Duft der frischen Klamotte verändert.
Plötzlich nehme ich diesen hellbraunen Brei neben der Windel wahr, der dort langsam hervorquillt. Mein Blick schweift ab, sucht verzweifelt die Mutter und mit einer hastigen Bewegung überreiche ich ihr das mittlerweile schreiende und stinkende Ding gerade noch rechtzeitig, bevor es ihr ins Dekolletee würgt.
„Hurra!“, denk ich mir mal wieder, „Andi, du hast alles richtig gemacht!“
Der Traum von 4 Kindern
Ich gestehe: Früher träumte ich von einer sechsköpfigen Familie. Die Vorstellung gemeinsam mit vier Kindern durch die Lande zu ziehen, fand ich irre schön. Mein alter VW-Bus hatte damals schon sechs Sitze. Welch Verschwendung, diese nicht konsequent zu nutzen, oder? Toller Traum!
Die Ernüchterung kam bereits mit dem ersten Kind. Da war gleich derart die Luft raus – also bei ihr – dass ich nur mit viel Finesse und dem grandiosen Spruch: „Ein Geschwisterchen ist gut für die Entwicklung der Kinder“, ein weiteres produzieren durfte. Komisch, denn ich fand die Schwangerschaft und die ersten Zeit mit dem Zwergerl total klasse. Sogar den Zeugungsschmerz hatte ich immer in bester Erinnerung.
Ab dem 3. Kind wird alles leichter
„Ab dem dritten wird alles leichter“, war mein nächster Slogan, doch den hat sie mir nicht abgekauft. Ich übte mich in Geduld, und Jahre später in der Akzeptanz, dass es bei uns bei zwei Kindern bleiben wird. Heute bin ich ihr sehr dankbar, dass sie in diesem Punkt hartnäckig blieb und deutlich sagte, was sie will und vor allem was eben nicht.
Und es war alles gut so. Wir hatten ein traumhaftes Familienleben und genossen von Jahr zu Jahr unsere wachsende Freiheit. Die Kids wurden immer selbständiger und wir gingen wieder zusammen ins Kino, fuhren Tandem und versumpften auf Partys. Endlich mal wieder einen Kater vom Feiern und nicht vom nächtlichen Kinderhüten.
Verhütung ist Frauensache, oder?
Um ja nicht mehr schwanger zu werden, nahm Mellie wieder die Pille. Sex mit Kondomen finden wir beide wenig erotisch, nervig und immer mit einem gewissen Grad an Unsicherheit verbunden.
Mit unserer Form der Verhütung war ich zufrieden, bis zu dem Tag, an dem mir ein Freund erzählte, dass er sich sterilisieren hat lassen. (Vasektomie = Sterilisation des Mannes)
„Echt!? Du bist doch erst 33? Und jetzt?“ Ich war perplex und schaute ihn mit großen Augen an. „Alles bestens“, gab er entspannt von sich und erzählte mir seine Story.
Vasektomie oder kurz und knapp: Schnipp schnapp
Der Samenleiter wird durchtrennt. Dadurch kommt kein Samen mehr raus – so einfach ist das – fertig aus. Und danach wird wieder munter weiter gevögelt. Wer es genauer wissen will, der kann auf Wikipedia nachlesen, was Vasektomie genau ist.
Den Gedanken daran empfand ich als echt schräg. Ungewohnt. Meine Männlichkeit beschneiden? Geht ja gar nicht! Wer weiß, wie es danach ist? Geht die OP schief und das tolle Ding hat Funktionsstörungen? Vielleicht lerne ich eine neue Frau kennen, die mit mir Kinder haben will und ich mit ihr dann doch noch auf vier komme? Für immer und ewig unfruchtbar? Ein Eingriff in einen natürlichen Prozess? Wozu?
Ohne Pille mehr Sex? Da bin ich dabei!
Monate später erzählt mir ein Bekannter, dass er das auch gemacht hat. Seine Frau hat danach die Pille abgesetzt und wieder viel mehr Lust verspürt, mit ihm Sex zu haben.
„AHA!“ entfährt es mir neugierig. Das ist ja interessant.
„Typisch Mann!“, denkt Frau jetzt? Absolut und gut so.
Meine Sinne wurden sofort hellwach, denn uns erging es wie vielen anderen Paaren nach der Geburt der Kinder. Die Lust der Frau ebbte ab. Die Vorstellung, durch diese Maßnahme wieder mehr Sex im Hause Mittermaier zu erzeugen, fand ich definitiv einen Gedanken wert.
Hinzu kam, dass Mellies Frauenarzt darauf hinwies, dass ab einem gewissen Alter die Verhütung durch den Mann sinnvoll wäre. Hey Mädels, Taschentücher bereithalten – jetzt kommt der Hollywood-Part!
Wir sprachen immer wieder lange miteinander über das Thema und ich hauchte ihr am Ende völlig selbstlos und zärtlich ins Ohr: „JA, ich mach´s!“
Fanfaren ertönen, das Streichorchester setzt ein, es regnet Sternschnuppen, Zoom auf den Kuss und Schnitt! – Aua!!!
Hey Männer, neugierig geworden, wie das so abläuft?
Der erste Termin beim Urologen, so heißt der Mann mit dem weißen Kittel, der an deinem Penis und Hoden rumfummelt (keine Ahnung, wie jemand zu so einem Beruf kommt), ist absolut entspannt. Durchgecheckt und aufgeklärt über die möglichen Folgen gehst Du wieder heim. Beim nächsten Besuch verkündest Du deine Entscheidung, bekommst Rezepte für tolle Drogen und machst einen OP Termin für die Vasektomie aus.
Die OP selber ist harmlos und findet mit örtlicher Betäubung statt. Da wir Männer stark und furchtlos sind, spreche ich nicht über die Schmerzen. Es sei jedem Mann selber überlassen, was er aus dieser Mücke macht. Ich hatte das Glück, bildhübsche OP-Schwestern zu haben. Die sehen so Würstchen fast jeden Tag und haben ihren eigenen Humor dazu – sehr lustig. Nach der OP kannst Du wieder nach Hause gehen – im John Wayne Style. Der Kompressionsverband am Sack ist deutlich spürbar. Fußballer mit ihren O-Beinen sind da klar im Vorteil.
Nach zwei Wochen ist alles verheilt, der Verband ist weg und dann beginnt die Arbeit!
Das LEER-ORGELN
Es ist die Phase des möglichst mehrmals täglichen Ejakulierens. Hurra!
„Das ist medizinisch verordnet, ihr lieben Frauen!“ Da seid auch ihr gefragt!
Wer keine Frau hat, sollte sich speziell hierfür eine suchen. „Hilfst Du mir die Tage beim Leerorgeln?“, kommt am Tresen sicherlich super an.
Dass mein Arzt von „oft“ sprach und nicht von „zweimal täglich“, wie ich es Mellie erzählt habe, ist Interpretationsspielraum – sei da kreativ.
Du gibst dann die folgende Monate zwei bis drei Proben ab, um das Ergebnis der OP und deiner harten Arbeit sicher zu stellen. Die Spermaprobe kannst Du in der Arztpraxis erbringen (mit Assistenz der Arzthelferin oder deiner eigenen Frau, oder mach es wie wir – zu Hause im Bett. Die Herausforderung besteht darin, die Probe binnen einer halben Stunden abzugeben (sehr sportlich, wenn Du 30km entfernt wohnst).
Wie ist es nun nach der Vasektomie? Klartext, ihr lieben Männer (und Frauen):
- Mein Penis ist genauso steif wie vorher und es kommt genau so viel raus wie vorher. Geruch und Geschmack ist identisch.
- Mellie hat die Pille abgesetzt und muss diese krassen Hormone nicht mehr futtern. Dass es ihr dadurch besser geht, ist für mich spürbar.
- Ihre Lust hat zugenommen, was ich sehr cool finde. Also definitiv wieder mehr Sex in der Ehe.
- Und das Beste: Ich brauch mich bei anderen Frauen nicht mehr darauf verlassen, dass sie tatsächlich so verhüten, wie sie es behaupten.
- Außerdem: Die OP kann rückgängig gemacht werden. Die Chancen, danach wieder fruchtbar zu sein, sind relativ hoch.
Die Vasektomie ist ungeeignet für Männer,
- die es sich zur Lebensaufgabe gesetzt haben, ihre Gene in die ganze Welt zu verteilen.
- mit (oft unterdrücktem) Kinderwunsch (z.B. durch die Ehe mit einer Frau die keine Kinder bekommen kann bzw. will)
- unter 35 (in meiner Welt kann da noch so viel passieren)
Meine Tipps an Männer
- kläre DEINEN (weiteren) Kinderwunsch
- mach dich schlau (Internet, Freunde, Bekannte – es sind mehr sterilisiert, als du vermutest)
- lass Dir Zeit mit der Entscheidung für die Vasektomie – bei mir hat es fast ein Jahr gedauert
Meine Tipps an Frauen, die ihren Mann dazu „überreden“ möchten
- diesen Artikel ausdrucken und am Nachtkastl liegen lassen
- gib dem Mann Zeit für den Entscheidungsprozess
- denke über weitere Verhütungsmethoden nach – zusammen mit ihm
Und was ist nun aus meinem Traum einer sechsköpfigen Familie geworden? Er hat sich über die Jahre verändert. Gut, dass ich damals die sechs Köpfe nicht näher spezifiziert habe, denn zusammen zu leben mit zwei Kindern und drei Frauen hat vielleicht auch seinen besonderen Reiz ;-).
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