Toxische Beziehungen und Narzissmus
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, wie oft mit dem Begriff „Narzissmus“ um sich geworfen wird. Schnell werden Fremdgeher als Narzissten abgestempelt. Mit einer toxischen Beziehung ist es ähnlich. Sobald eine Beziehung nicht so funktioniert, wie man sich das vorstellt, ist ganz schnell die Rede von einer toxischen Beziehung. Aber zwischen einer dysfunktionalen und einer toxischen Beziehung ist ein himmelweiter Unterschied. Dem werde ich heute auf den Grund gehen.
Raus aus der Opferrolle!
Wenn in einer Partnerschaft etwas schiefläuft, gehören immer zwei Personen dazu. Nie trägt nur einer alleine die Schuld. Mit Sprüchen wie: „Er hat mein ganzes Leben zerstört“, schiebst du die Verantwortung von dir weg.
Der böse Fremdgeher ist ein Narzisst und du wurdest betrogen und bist das Opfer. Das ist leider zu einfach. Auch, wenn das manchmal ein verlockender Gedanke zu sein scheint. Mag sein, dass du dich im Moment als Opfer siehst, aber so wirst du nicht in eine gesunde Beziehung kommen.
Was ist Narzissmus und welche Formen gibt es?
Laien bezeichnen selbstverliebte Menschen mit einem großen Ego, die auch wenig empathisch sind, oft als Narzissten. Aber damit verurteilt man einen Menschen vorschnell.
Zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung gehört viel mehr. Natürlich können Selbstverliebtheit und Egoismus Anzeichen sein. Narzissten wollen bewundert werden, fühlen sich als die Geilsten und strahlen kaum Liebe und Wärme aus.
Viele Wissenschaftler kritisieren den Begriff des Narzissmus mittlerweile, weil es sich im allgemeinen Verständnis nur darauf bezieht, was jemand nach außen hin ausstrahlt.
Verdeckter Narzissmus
Es gibt jedoch auch den sogenannten „verdeckten Narzissmus“. Dieser äußert sich in Verletzlichkeit, Überempfindlichkeit, Verschlossenheit und Dünnhäutigkeit und ist schwer zu erkennen und zu diagnostizieren.
In beiden Formen des pathologischen Narzissmus‘ geht es um eine extreme Selbstzentriertheit. Die Betroffenen haben unrealistisch hohe Ansprüche an sich selbst und das Umfeld.
Disclaimer: In meiner Arbeit geht es generell um die Begrifflichkeiten aus der Alltagspsychologie. Ich arbeite grundsätzlich nur mit psychisch gesunden Menschen, stelle keine Diagnosen aus und bin auch keine Therapeutin, sondern Coach und Beraterin.
Bindungstheorie und Bindungsstile
Aus meiner Erfahrung tun sich immer zwei zusammen, die sich gegenseitig anziehen und ihn ihren dysfunktionalen Beziehungsmustern ergänzen.
Um das noch ein bisschen besser zu verstehen, schauen wir uns mal die Theorie der Bindungsstile an. Allgemein bekannt sind drei Bindungsstile, die sich in der Kindheit entwickeln.
Sicherer Bindungsstil:
Beim sicheren Bindungsstil stellt die Bezugsperson eine sichere Ausgangsbasis dar. Solange diese im Raum ist, kann das Kind auf andere Personen zugehen. Entfernt sich diese Bezugsperson jedoch, führt das beim Kind zu Stress und Unsicherheit – jedoch nur für die Zeit der Abwesenheit. Sobald die Bezugsperson wieder da ist, beruhigt sich das Kind und der Cortisolspiegel (Stresshormon) sinkt.
Unsicher vermeidender Bindungsstil:
Dem gegenüber steht der unsicher vermeidende Bindungsstil. Dabei wird eine gewisse Unabhängigkeit vorgespielt. Die Trennung von der wichtigen Bezugsperson wird scheinbar ignoriert und das Kind zeigt sich unbeeindruckt, ohne jegliche Emotionen. Kehrt die Person dann zurück, reagiert das Kind oftmals mit Ignoranz. Der Cortisolspiegel bleibt noch lange erhöht, was ein Zeichen dafür ist, dass keine Stressregulierung stattfindet.
Unsicher ambivalenter Bindungsstil:
Die dritte Form ist der unsicher ambivalente Bindungsstil, bei welchem das Kind widersprüchlich anhänglich ist. Das Entfernen der Bezugsperson führt in dem Fall zu massiven Verunsicherungen, das Kind ist überwältigt von seinem Schmerz. Kommt die Bezugsperson zurück, reagiert das Kind durch extremes Klammern. Interaktion mit Dritten findet kaum statt. Auch in dem Fall bleibt der Cortisolspiegel noch lange erhöht.
Oftmals finden sich Partner innerhalb dieser Bindungsstile. Also zwei Partner mit sicherem Bindungsstil finden zusammen und ebenso zwei Partner mit unsicherem Bindungsstil. Hier lohnt es sich, sich selbst gut zu reflektieren, anstatt die Schuld nur auf den Partner/die Partnerin zu schieben. Denn dann ist es möglich, sich weiter zu entwickeln.
Gibt es toxische Beziehungen?
Toxische Beziehungen existieren nur als Konstrukt im Gehirn. Das Wort toxisch bedeutet giftig und keine Beziehung ist wirklich giftig. Wenn sich eine giftige Schlange an dir festbeißt, hast du keine Chance. Dann wirst du daran wahrscheinlich sterben.
In einer Beziehung ist das völlig anders. Egal wie sich dein Partner verhält, du fällst nicht tot um und wirst daran nicht sterben.
Natürlich gibt es Menschen, die dir nicht guttun. Aber das ist deine eigene Wahrnehmung und bedeutet nicht, dass die andere Person deshalb toxisch ist oder du dich in einer toxischen Beziehung befindest.
Ich möchte an der Stelle aber auch klarstellen, dass ich hier nicht von Depressionen oder diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen ausgehe. In solchen Fällen rate ich dringend zu einer klinischen Therapie.
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Dysfunktionale Beziehung beenden
Es gibt natürlich Partnerschaften, die einfach nicht so richtig passen. In denen man sich gegenseitig nicht das geben kann, was man braucht und in denen man sich permanent gegenseitig triggert.
Das kann zwar mal lehrhaft sein, sollte aber nicht zu einer Dauerlösung werden. Wenn eine Beziehung dich nicht nährt und dich stattdessen ausbremst, hast du immer die Wahl, diese Beziehung zu beenden.
Entscheidest du dich für die Beziehung, hast du zwei Möglichkeiten: entweder dein Partner/deine Partnerin ändert sich FREIWILLIG! für dich oder du änderst deine Erwartungshaltung ihm/ihr gegenüber.
Egal wie du dich entscheidest – du musst die Verantwortung für deine Entscheidung übernehmen und die Konsequenzen tragen.
Psychische Gewalt und Gaslighting
Es gibt natürlich auch Fälle von psychischer Gewalt. Gerade das Thema Gaslighting landet bei mir oft auf dem Schreibtisch. Darunter versteht man die gezielte Manipulation der Wahrnehmung des Partners/der Partnerin.
Manche Partner*innen, die eine Affäre haben und nicht beenden will oder kann, wenden das Stilmittel Gaslighting an und lassen ihre Partner*innen glauben, dass sie eifersüchtig und paranoid sind, sobald der Verdacht geäußert wird.
Viele betrogene Partner*innen sind erleichtert, wenn sie nach dem Auffliegen der Affäre feststellen, dass sie nicht verrückt waren, sondern ihrem Gefühl trauen können. Doch ACHTUNG: auch hier gehören immer zwei dazu: einer, der manipuliert und einer, der sich manipulieren lässt. Menschen, die über ein hohes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen verfügen, lassen sich nicht so leicht an der Nase herumführen.
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Opferhaltung und Jammern
Was kannst du nun tun, wenn du glaubst, in einer toxischen Beziehung zu sein? Überprüfe deine Gedanken, Gefühle und Handlungen. Bist du bereit, Verantwortung zu übernehmen und einen Schlussstrich zu ziehen? Bist du bereit eine Beziehung zu beenden, die dir nicht guttut? Dann ist alles fein. Doch wenn du nur jammerst und Opfer sein möchtest, hilfst du dir nicht, denn damit hältst du dich in einer Schockstarre und kommst in deinem Leben nicht weiter.
Komm ins Handeln!
Doch gerade wenn dein Partner dir Gewalt antut – egal, ob physisch oder psychisch – dann nimm bitte die Beine in die Hand und lauf. Rede das nicht schön! Du hast deinen Partner nicht provoziert und er/sie hat auch nicht recht. NEIN! Wahre deine Grenzen und ziehe notfalls entsprechende Konsequenzen.
Tust du das nicht, machst du dich unglaubwürdig und verlierst zusätzlich deine Selbstachtung. Es geht nicht darum, alle Schuld auf dich zu nehmen, aber du musst die Verantwortung tragen. Du beendest die Beziehung nicht, weil er/sie so ein Arsch ist. Du beendest die Beziehung, weil es nicht die Beziehung ist, die du führen möchtest. Dafür musst du dich nicht rechtfertigen!
Sei es dir selbst wert!
Arbeite an deinem Selbstwertgefühl und ziehe für dich selbst entsprechende Konsequenzen. Frage dich, wie du dich emotional stärken und dich selbst mehr lieben kannst, damit du dich in Zukunft nicht schlecht behandeln lässt. In meinem Programm „Liebe leben“ widme ich ein ganzes Modul nur dem Thema Selbstliebe. Es geht immer um dich selbst! Je mehr du dich selbst liebst, desto gesündere Beziehungen wirst du führen.
FAZIT:
Toxische Beziehungen sind Konzepte im Kopf, die aufgrund persönlicher Bewertungen entstehen. Sie werden oft als Ausreden genutzt, um sich selbst als Opfer zu sehen, wenn man sich selbst zu wenig liebt oder die eigenen Grenzen nicht richtig aufzeigt. Das Verhalten anderer Menschen wirst du nicht ändern. Und auch wenn dich jemand noch so sehr verletzt hat, muss derjenige deshalb noch lange kein Narzisst sein. Du allein entscheidest, ob du mit dieser Person weiterhin Zeit verbringen möchtest und ob du in der Beziehung die Person sein kannst, die du sein möchtest.
Triff eine Entscheidung und versteck dich nicht in deiner Opferrolle. Auch, wenn das leichter gesagt ist als getan, lohnt es sich absolut. Denn du bist die Person, die für dein Leben und dein Glück verantwortlich ist.
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